Chronik/Burgenland

Gelsenplage: „So extrem war es noch nie“

„Seit ich mich erinnern kann, war es noch nie so extrem “, sagt Fritz Tösch vom Restaurant Nyikospark in Neusiedl am See über die heurige Gelsenplage. Ab 21 Uhr nehmen die Gäste die Teller in die Hand und flüchten ins Lokal. Die Gründe für die derzeitige Gelseninvasion sieht Tösch darin, dass der Neusiedler See einen hohen Wasserstand hat, der See im Winter nicht zugefroren war und in den hohen Temperaturen. Deshalb stieg die Population der Gelsen und „die Konsumation der Gäste nimmt hingegen ab.“

Für Fritz Tösch sei jetzt die Politik gefordert. Sie müsste Maßnahmen setzen wie zum Beispiel im Deutschen Rheingau, wo Eiweißprodukte die Gelsen-Population minimieren.

Seit 2000 sind in der „Gelsenreitschule“ in Mörbisch die Insekten kein Thema mehr. „Auch wenn es uns niemand glaubt, wir spritzen kein Gift für die Vertreibung“, sagt Dietmar Posteiner, Geschäftsführer der Mörbischer Seefestspiele. Grund dafür sei, dass man vor 13 Jahren den Holzzaun rund um die Tribüne durch eine Fertigbetonwand ersetzt hat, und somit die Brutstätte für die Gelsen verloren ging. Und da sich die Gelsen nur 100 Meter von ihrer Brutstätte entfernen, hat sich das Problem von selbst gelöst. „Am Parkplatz hingegen werden wir uns weiter mit den Gelsen abmühen müssen.“ Gesprüht wird in den Garderoben der Künstler mit Hausmitteln , „denn dort haben wir sie.“

Verblüffend

Sozusagen als echte Wohlfühloase für die Plagegeister könnte man das „Schwimmcafe“ in Eisenstadt vermuten. Liegt das Restaurant doch unmittelbar am Maschinenteich im Schlosspark. Aber: „Es ist verblüffend, doch die Gelsen sind nicht wirklich ein Thema“, schildert Inhaber Kurt Zänglein. Freilich gebe es auch dort die Blutsauger, von 21 bis 21.30 Uhr würden sie einfallen, „aber das ist gar nicht dramatisch“. Als Grund dafür sieht der Gastronom den ständigen leichten Luftzug, der den Gelsen einen Strich durch die Rechnung machen dürfte. Sollte doch von einer Plage die Rede sein, setzt Zänglein – wegen des bei den Insekten verhassten Windes – Ventilatoren sowie eine neue Geheimwaffe ein: Ein Gelsenabwehrgerät, das mit Butangas betrieben wird und „im Umkreis von zwei Metern einen unsichtbaren Vorhang erzeugt.“

Kein Thema

Gar kein Thema mehr sind die Gelsen in Bernstein, Bezirk Oberwart. „Bis in die Abendstunden sitzen die Gäste draußen, ohne lästige Gelsen“, erklärt Thomas Diezl, Betreiber der Kantine 48 beim Naturschwimmbad in Bernstein. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Wasser verirren sich kaum Gelsen hier her. „Wir haben noch nichts bemerkt und sind auch noch nicht gestochen worden“ , erklären drei Gäste beim Mittagessen. Laut Diezl seien vor allem die Frösche im Badesee der Garant für weniger Gelsen. „Wir setzen keine Chemie ein“, sagt Diezl.

Alte Donau

Monika Reitlinger, die seit 12 Jahren den Sommer an der Alten Donau verbringt, flüchtet um 18 Uhr aus dem Garten. „Dann werden die Gelsen so richtig lästig.“

Die Freunde Christian, Barbara und Andreas ziehen sich abends auf ihr Baumhaus im Walnussbaum zurück. „Wegen des Hochwassers ist es heuer besonders schlimm“, sagt Christine Eylander aus Wien. Ihr Geheimrezept: „Wir nehmen Essigwasser. Die Gelsen mögen den Geruch nicht, und bei schon vorhandenen Stichen kühlt es die Haut.“