Chronik/Burgenland

Aquaponic: Garteln mit Fisch und Mehlwurm

Am Anfang war das Wort – Aquaponic. Seit einigen Jahren beschäftigt sich Stefan Saurer (32) aus Oberwart in seiner Freizeit mit dem Verfahren, das die Aufzucht von Fischen in einer Aquakultur mit dem Kultivieren von Pflanzen in einer Hydrokultur kombiniert. „In der heurigen Saison habe ich Buntbarsche, Welse, Forellen und verschiedene Gemüsesorten geerntet“, sagt Saurer. Aquaponic ist in Österreich noch recht unbekannt. Ein Freund brachte Saurer auf diese Form der Landwirtschaft. „Dann habe ich begonnen, mich damit zu beschäftigen“, sagt Saurer, der hauptberuflich in der Möbelbranche tätig ist.

Das Recherchematerial ging dem Oberwarter rasch aus. „Es gab nur ein wirklich hilfreiches Buch“, sagt Saurer, der parallel zur Lektüre sein erstes Indoor-System mit Goldfischen und Gemüse aufgebaut hat. Nach einigen Rückschlägen konnte der Südburgenländer schon bald Forellen in seinem System halten. Seine Erfahrungen teilt er in einem Blog.

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Entwicklung

Als Tüftler hat er seine Systeme immer weiter verbessert, „es ist für mich ein Ausgleich zum Job“. Aquaponic ist ressourcenschonend, das Wasser wird immer wieder aufbereitet. „Dazu brauche ich keine Spezialfilteranlagen, beim Bau habe ich mir die Natur als Beispiel genommen und einen Bachlauf imitiert“, erzählt Saurer. Die Pflanzen werden mit dem durch die Fische verunreinigten Wasser gedüngt. In seinen eigenen Außenanlagen hält er Buntbarsche (Tilapia Anm.) und Afrikanische Welse.

Seit 2018 bietet er seine Entwicklungen auch in einem eigenen Online-Shop an. „Es ist mein Hobby und mit den Systemen gebe ich anderen die Möglichkeit, ihre eigenen Vorhaben umzusetzen“, sagt Saurer. Spezialisiert hat er sich auf saisonale Module für den Balkon, Garten oder auch fürs Glashaus. „Saisonale Anlagen bieten sich an, weil sie wirtschaftlicher sind, als Indoor-Anlagen, die Licht und Wärme brauchen“, sagt Saurer.
 

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Der Trend zu eigenen Lebensmitteln im Garten oder am Balkon ist da, „und mit Aquaponic kann man auch noch Fische für die Küche züchten“, sagt Saurer. International hat er schon viele Anfragen, aus Österreich weniger. Vor allem sein Mehlwurm-Zuchtsystem ist von den USA bis nach Australien gefragt. „Ich verfolge das Konzept des Cycle Farmings (Kreislaufwirtsacht Anm.)“, sagt Saurer. Deshalb hat er neben dem Gemüse und den Fischen auch noch Insektenfarmen im Angebot. „Vom Küchenabfall des Gemüses leben die Mehlwürmer, die als Futter für die Fische dienen – so schließt sich der Kreislauf“, sagt Saurer. Nebenbei brauche man weniger Industriefischfutter, das aus Fischmehl hergestellt wird. Auch der Kot der Mehlwürmer wird als Dünger verwendet. Derzeit entwickelt Stefan Saurer auch eine Kompostwurmbox für den Haushalt. Weitere Insektenfarmen sind geplant.

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„Ich habe Platz, um meine Projekte umzusetzen“

Nachgefragt. Stefan Saurer ist 32 Jahre und lebt in Oberwart. Hauptberuflich ist er in der Möbelbranche tätig. In seiner Freizeit entwickelt und betreibt er Aquaponic-Anlagen. Aus seinem Hobby hat sich auch ein Onlineshop entwickelt, auf dem er seine Systeme für Gemüse-, Fisch- und Insektenzucht vertreibt.

KURIER: Was macht das Landleben für Sie lebenswert?
Das Landleben bedeutet für mich vor allem Ruhe zu haben. Außerdem  habe ich  Platz , um  meine Projekte umzusetzen und mich in der Natur zu bewegen.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
Entweder auf meinen Laufstrecken rund um Oberwart oder im Garten bei meinem Aquaponic-System zwischen Pflanzen, Fischen und Insekten.

Vermissen Sie das Stadtleben?
Oberwart zählt ja schon als Stadt. Wenn ich in die Großstadt will, fahre ich auch hin, das Leben dort geht mir bestimmt nicht ab.  Da ich das Glück habe, meinen Traumjob in der Umgebung zu haben, muss ich auch nicht weit pendeln. Außerdem  kann ich  mein Hobby nebenbei ausüben, mir geht am Land nichts ab.

Wo sehen Sie die Schwierigkeiten am Landleben?
Die Auswahl an guten Restaurants lässt zu wünschen übrig, der Großteil von meinem Freundeskreis lebt in der Stadt.