Esterházy stellt Haydntagen Sessel vors Schlosstor
Von Thomas Orovits
Haydntage ohne Haydnsaal – das droht dem renommierten Musikfestival, das heuer zum 27. Mal stattfindet (3. bis 13. September), ab 2017: Am Dienstag haben die Esterházy-Betriebe mitgeteilt, "angesichts der äußerst unerfreulichen Erfahrung der vergangenen zweieinhalb Jahre" sehe man sich gezwungen, die Gespräche mit dem Verein der Haydnfestspiele zu beenden und "die Nutzungsverträge über 2016 hinaus nicht zu verlängern." Das Schloss Esterházy samt Spielstätten Haydn- und Empiresaal bliebe den Haydntagen damit bald verschlossen.
Überraschend kam diese Ankündigung nicht, seit Jahren streiten Land und Esterházy, die Haydnfestspiele sind da nur der bisher jüngste Schauplatz. Vorsitzender des Festspiel-Direktoriums ist SPÖ-Landesrat Helmut Bieler.
Im Zentrum der Auseinandersetzung steht das Barockschloss selbst, das 40 Jahre lang ans Land verpachtet war. Nach der Rückgabe 2010 forderte Esterházy 11,2 Millionen Euro Schadenersatz, weil das Land Instandhaltungspflichten verletzt habe, das Verfahren ist immer noch anhängig.
Letztes Wort
Über die Verlängerung der bis Ende 2016 geltenden Nutzungsverträge war zuletzt heftig gerungen worden. Die "jahrelange Hinhaltetaktik und Behinderung seitens Esterházy" hätten das Ziel, "die Haydnfestspiele aus dem Schloss Esterházy auszusperren", reagierte Haydn-Intendant Walter Reicher. Karl Wessely von den Esterházy-Betrieben beklagt hingegen nun, man sei "regelmäßig von politischen Stellen", etwa von Bieler, über die Medien "massiv angegriffen" worden, statt "in ruhiger und konstruktiver Weise" zu verhandeln.
Esterházy will die Haydnpflege nun offenbar selbst in die Hand nehmen: Bis Jahresende will man Land und Stadt, die auch Träger der Haydnfestspiele sind, "ein Gesamtkonzept für die Klassik- und Opernformate" vorlegen. Ein Teil davon solle ein "Konzept für das Klassik-Festival im Herbst im Schloss Esterházy sein".
Er könne sich "nicht vorstellen", so Reicher, "dass das letzte Wort in dieser Sache schon gesprochen ist" – auch Esterházy müsse am Verbleib der Haydnfestspiele im Schloss gelegen sein. Reicher: "Ich bin nach wie vor gesprächsbereit". Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner (VP) ruft alle auf, "Türen nicht ganz zuzuschlagen".