Chronik/Burgenland

Eine Amerikanerin im Seewinkel

Es gibt zwischen dem Bundesstaat Georgia in den USA und dem Bundesland Burgenland in Österreich gewisse Ähnlichkeiten: Beide sind nicht der Nabel der Welt, liegen im Süden ihrer Länder und entscheiden nicht das Welt-Geschehen. Es gibt aber noch eine andere Parallele, und die heißt Lauren Thomas, 22 Jahre jung, sie kommt aus Statesboro, eben Georgia, und fühlt sich im Burgenland wie zuhause.

„Warum das so ist, kann ich nicht wirklich erklären“, sagt Thomas in seriösem Deutsch mit einem amerikanischen Einschlag. Nach kürzerer Überlegung weiß sie, was sie am Burgenland und an den Burgenländern schätzt: „Es ist die Offenheit und Gemütlichkeit.“ Lauren Thomas – sie assistiert Englischlehrern im Gymnasium Neusiedl und in der Handelsakademie Frauenkirchen – will kein schlechtes Wort über ihre Landsleute verlieren. „In den Staaten sind wir ein wenig oberflächlicher“, gibt sich die 22-Jährige diplomatisch.

„Wir lieben sie. Lauren ist für uns eine echte Bereicherung. Sie wird uns fehlen.“ I. Horvath und V. Kamper, Schülerinnen


Das Schulsystem in Österreich findet sie zwar „nicht viel besser als in den USA, aber doch anders“. Sie sei aber beeindruckt, wie viel die Schüler hier wissen.

Die Schüler hingegen wissen, was sie an Lauren Thomas haben. „Wir lieben sie. Lauren ist eine echte Bereicherung“, sind sich Ines Horvath und Verena Kamper, Schülerinnen der 3B der HAK Frauenkirchen, einig. Laut Englischlehrerin Maria Szigeti treffe Thomas „die Sprache der Schüler.“

Als sie vor Jahren ihren Vater in Graz besuchte, wo er beruflich zu tun hatte, schloss sie Österreich ins Herz. Danach verbrachte Thomas einige Zeit in Wien und wurde hier das erste Mal auf das Burgenland aufmerksam. Wie könnte es anders sein – „mir ist aufgefallen, dass die guten Weine aus dem Burgenland kommen. Und ich trinke gerne Wein.“

„Es fehlt im Burgenland ein gutes mexikanisches Restaurant. Das geht mir wirklich ab.“ Lauren Thomas, Assistentin


Umso glücklicher war sie dann, als sie über eine Organisation im September des Vorjahres für das Burgenland eingeteilt wurde. „Es ist hier wirklich toll.“ Thomas kann sich nur wiederholen. Fad dürfte es ihr hier auch nicht sein. Sie spielt bei der Neusiedler Fußballfrauenmannschaft, lernt Volkstanzen und will Ultimate Frisbee (ähnlich dem American Football, nur mit der Wurfscheibe, Anm.) hier salonfähig machen.

Lauren Thomas kommt im September wieder. Die 22-Jährige könnte sich prinzipiell vorstellen, im Burgenland zu leben – vorausgesetzt ihre Familie und Freunde wären hier. Kritik übt sie dann doch: „Es fehlt hier ein gutes mexikanisches Restaurant. Das geht mir ab.“