Burgenland: Rad-Tourismus kennt keine Grenzen
20 Jahre lang hat Hannes Anton seine Freizeit dem Motorradfahren gewidmet. Bei seinem Umzug ins Burgenland hat der gebürtige Kärntner das motorisierte Zweirad zurückgelassen. Seither tritt er lieber selbst in die Pedale, erzählt der Tourismusdirektor im KURIER-Gespräch. Auch wenn es keine konkreten Zahlen gibt: Anton schätzt die Zahl der Touristen, die „im Burgenland mit dem Rad in Berührung kommen“, auf etwa 30 bis 35 Prozent – Tendenz steigend.
Da kommt ein neues Projekt, das am Dienstag von Tourismus-Landesrat Alexander Petschnig (FPÖ), Umweltlandesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ) und dem Regionalmanagement Burgenland in Jois (Bezirk Neusiedl am See) vorgestellt wurde, gerade recht. PaNaTOUR nennt sich das naturtouristische Angebot, das das Radeln durch vier Nationalparks und zehn Naturparke des Burgenlands und Westungarns ermöglichen soll.
Die derzeit von diversen Experten aus den Bereichen Naturschutz und Tourismus unternommene siebentägige Radtour soll als Testlauf für das grenzüberschreitende Interreg-Projekt dienen. Mit den gewonnenen Erfahrungen sollen dann Routenvorschläge für selbstständige Radtouren ausgearbeitet und auch Premiumangebote mit eigenem Tourguide und Gepäcktransfer konzipiert werden. „Aktuelle Trends zeigen, dass das Interesse an nachhaltigen Werten, naturnaher Erholung und Gesundheit sowie Bewegung in intakter Natur ständig steigt“, sagt Petschnig. Schutzgebiete würden touristisch gesehen ein großes Potenzial darstellen
Heuer werden im Burgenland etwa 200 Naturerlebnisse an 800 Fixterminen von den National- und Naturparkguides angeboten. Mit dem neuen grenzüberschreitenden Angebot sollen nun bestehende Programme vernetzt und optimiert werden. Dadurch, so die Idee, soll die Aufenthaltsdauer der Besucher gesteigert werden.
Bildungsauftrag
Für das grenzüberschreitende Projekt im Bereich „Naturerlebnis“ steht bis 2020 ein Budget von rund 2,8 Millionen Euro zur Verfügung. Die Investitionen sollen aber nicht allein dem Tourismus zugutekommen.
Die Angebote im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel und den sechs burgenländischen Naturparken mit ihrer Fauna und Flora würde neben der Wertschöpfung für die Gemeinden nämlich auch einen Bildungsauftrag erfüllen, sagt Landesrätin Eisenkopf. So nehmen auch immer mehr Schulen aus der Umgebung das Bildungsangebot „Natur erleben – Natur begreifen“ an.
Privatquartiere gefragter denn je
Derzeit gibt es neben Radfahren auch einen Boom bei „Urlaub am Bauernhof“ und Frühstückspensionen.
Im Jahr 2000 haben Dorothea und Franz Jagschitz den Remushof in Oslip (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) übernommen. Die Zahl der Gäste, die das Paar in ihrem Winzerhof begrüßen könne, sei in den vergangenen zwei bis drei Jahren gestiegen, sagt die Chefin zum KURIER. „Ruhe, Natur, ein Frühstück mit regionalen und saisonalen Produkten sowie der persönliche Kontakt zu den Gästen ist das, was zählt“, sagt Dorothea Jagschitz, die auch Obfrau von „Urlaub am Bauernhof Burgenland“ ist. 120 Mitgliedsbetriebe gibt es im Land, zwei Drittel davon sind Winzerhöfe und Kellerstöckl.
Dass sich Urlaube in kleinen familiären Unterkünften steigender Beliebtheit erfreuen, belegt auch eine aktuelle Studie des Urlaubportals ferienpensionen.info, die auf Zahlen der Statistik Austria basiert. Die Plattform zählt mit etwa 9.300 gelisteten Unterkünften in Österreich, Bayern und Südtirol zu den führenden Suchplattformen in diesem Bereich.
Jeder zehnte Gast nächtigt in privaten Quartieren
Im Vorjahr verzeichneten die Betreiber von Privatunterkünften demnach mehr als 24,6 Millionen Nächtigungen (plus 5,2 Prozent). Etwa 318.000 davon entfielen auf das Burgenland. Das ist ein Plus von 2,1 Prozent für private Quartiergeber in Pannonien, der Anteil an den gesamten Nächtigungen betrug 10,4 Prozent.
Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um eine Frühstückspension oder Urlaub am Bauernhof handelt. Das familiäre Flair, die gestiegene Qualität, die Möglichkeit einer kurzfristigen Buchung und das vergleichsweise preislich günstige Angebot würden den Urlaub in Privatquartieren immer attraktiver machen, heißt es seitens der Plattform.