Burgenland: Häftling nach Spitalsbesuch entflohen
Von Thomas Orovits
Für gewöhnlich zieht der Eisenstädter Schlosspark nur Flaneure an, am Mittwoch nutzte jedoch ein Häftling der Justizanstalt das rund 45 Hektar große Areal mit 8.000 Bäumen zur Flucht. Der 19-jährige Ungar konnte im Wald mitten in der Stadt untertauchen und entschwand – vorerst.
Der junge Mann, der wegen eines geringfügigen Eigentumsdelikts im Justizzentrum der Landeshauptstadt erstmals in Untersuchungshaft saß, war am späten Vormittag wegen einer Handverletzung ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder gebracht worden. Wie in solchen Fällen üblich, wurde er von einem Justizwachebeamten begleitet. Nach dem Röntgen gab der Ungar unvermutet Fersengeld, statt ins Auto zu steigen und verschwand zunächst im nahegelegenen Schlosspark. Handschellen trug er nicht – weil sie bei der Geringfügigkeit des ihm zur Last gelegten Delikts nicht vorgesehen sind. Zudem hätte wohl auch die Verletzung an der Hand das Anlegen von Handschellen verunmöglicht.
Einsatz einer Drohne
Justizwache und Polizei machten umgehend mobil, alle Eingänge des Parks im Eigentum einer Esterhazy-Stiftung wurden bewacht. Unter Einsatz einer Drohne und mit Hilfe von Suchhunden wurde das weitläufige Areal im Norden der Stadt systematisch durchsucht. Der als „minder gefährlich“ eingestufte Häftling blieb aber verschwunden.
Die „Nacheile“ wurde am Nachmittag eingestellt, sagte der provisorische Leiter der Justizanstalt, Klaus Faymann, zum KURIER. Die Justizwachebeamten rückten wieder ein, die Polizei setzte die Fahndung im Rahmen des Streifendienstes fort. Zuletzt waren 2011 zwei Albaner aus dem Eisenstädter Gefängnis geflohen. Die Einbrecher konnten damals ausbrechen. Rund 170 Frauen und Männer sind im Justizzentrum inhaftiert.