Beschäftigung: Ohne Ausländer geht es nicht
Von Georg Gesellmann
Geht man durch die Eisenstädter Fußgängerzone so höre man nur mehr Ungarisch, hört zumindest eine Burgenländerin namens Horvath. Den Vornamen möchte sie nicht sagen. Ob sie ungarischer Abstimmung sei, will sie „schon gar“ nicht bestätigen.
Nichtsdestotrotz. In Burgenlands Geschäften sind auffallend viele ungarische Mitbürger anzutreffen. Ob in Banken oder Gemischtwarenhandlungen, Restaurants oder Heurigen. Seit Mai 2011 (Ende der Übergangsbestimmungen) sind es genau genommen 1644 – und die nicht nur im Handel, wo 467 Ungarn tätig sind.
Das heißt aber nicht, dass die Kunden überwiegend Ungarn sind, wie Peter Gradwohl von der gleichnamigen Bäckerei in der Fuzo in Eisenstadt meint: „Wir suchen unsere Mitarbeiter nach ihren Qualifikationen aus. Und die ungarischen Bewerber waren ganz einfach besser als die heimischen.“
In Summe waren im vergangenen Jahr 10.000 offene Stellen beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet. Um rund Tausend weniger als ein Jahr davor. „Das hängt damit zusammen, dass die Betriebe uns die offenen Stellen nicht gemeldet haben, weil sie sie größtenteils mit Ungarn besetzt haben“, erklärt Manfred Breithofer, Vize-Chef vom AMS-Burgenland. Ein Ungar gehe nicht zum AMS, sondern meldet sich direkt beim Unternehmer, so Breithofer.
Pauschal betrachtet waren im Burgenland im Jahre 2011 10.250 Ausländer beschäftigt. Im Vergleich zum Jahr davor waren es um 2655 mehr und davon 1816 aufgrund der Liberalisierung, teilt das Sozialministerium mit.
Für Burgenlands Wirtschaftskammer (WK) sei „der große Ansturm von ausländischen Arbeitskräften ausgeblieben und der Arbeitsmarkt wurde auch von ihnen nicht überschwemmt“, wie Pressesprecher Harald Schermann betont.
Mangel
Nach wie vor würden acht von zehn Betrieben im Produktions- und Dienstleistungssektor über einen Mangel an qualifizierten Fachkräften klagen. Unverantwortlich seien in diesem Zusammenhang Aussagen von Politikern, die die aktuellen Arbeitslosenzahlen mit der Ausländerquote gegenrechnen, so WK-Präsident Peter Nemeth: „Das ist niveaulos und gefährlich. Ohne ausländische Arbeitskräfte könnten viele Unternehmen den Betrieb gar nicht mehr aufrechterhalten.“