Begas-Prüfung: Bei Gagen richtig Gas gegeben
Von Thomas Orovits
Der Gasversorger Begas ist seit der vor wenigen Tagen im Firmenbuch fixierten Fusion mit der Bewag Geschichte. Dennoch ist das letzte Kapitel der Begas-Historie noch offen – und was bisher bekannt ist, klingt schaurig. Wie der KURIER berichtete, läuft seit Mitte April eine Sonderprüfung nach Aktiengesetz § 95, Abs. 3. Der – mittlerweile nicht mehr amtierende – Begas-Aufsichtsrat hatte den Wiener Wirtschaftsprüfer Richard Kohlhauser und Rechtsanwalt Gabriel Lansky damit beauftragt. Der langjährige Begas-Vorstand Rudolf Simandl und dessen früherer Kollege Reinhard Schweifer, der zwischenzeitlich bei der Bewag angeheuert hatte, wurden bereits fristlos entlassen. Der Vorwurf: Sie hätten Privat-Pkw über die Begas angekauft. Diese seien zwar selbst bezahlt worden, dabei wurden aber ungerechtfertigte Steuervorteile lukriert. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Skandal
Jetzt berichtet News über weitere Details aus der Sonderprüfung – von horrenden Gagen der gefeuerten Begas-Bosse, moralisch bedenklichen Wertpapiergeschäften mit Lebensversicherungen von todkranken US-Bürgern und möglichen Unregelmäßigkeiten rund um die geplante Reststoffverwertungsanlage der Begas in Heiligenkreuz. "Stehen allen Zahlungen der Begas in Sachen Heiligenkreuz auch entsprechende Leistungen gegenüber?", lautet die Frage.
Simandl, seit 1995 Begas-Vorstand, soll im Geschäftsjahr 2010/2011 eine Jahresgage von rund 483.000 Euro erhalten haben, was einem Monatsbrutto von rund 34.500 Euro entspräche – und das angeblich bei einer 35-Stunden-Woche. Zum Vergleich: Der Landeshauptmann verdient rund 15.000 Euro brutto monatlich.
"Das stimmt so nicht", sagt Simandl zum KURIER, er habe das Gleiche bekommen wie Schweifer, demnach rund 322.000 Euro. Die 483.000 Euro könne er sich allenfalls durch eine einmalige Urlaubsabfindung erklären. Wie der KURIER erfuhr, dürften die Begas-Gagen vor Jahren zwar an die Schablonenverordnung des Landes angeglichen worden sein, die den Bezug des Landeshauptmannes als Obergrenze für Manager von landesnahen Unternehmen vorsieht, durch Prämien seien die Begas-Bosse aber dann doch wieder weit darüber gelegen.
Grün-Mandatar Michel Reimon fordert, Land und Justiz müssten "sofort handeln", Ex-Begas-Aufsichtsratschef Klaus Mezgolits solle "aus allen öffentlichen Funktionen" zurücktreten. Die FPÖ ortet einen "der größten Skandale der Geschichte" und will dem mit einer Sondersitzung des Landtags beikommen. Der nach der Fusion zuständige Bewag-Aufsichtsrat will "nach Aufarbeitung der Sachverhalte über die weitere Vorgangsweise entscheiden", sagt Präsident Josef Kaltenbacher. Die Sonderprüfung soll in den nächsten Wochen abgeschlossen sein.
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Hintergrund
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