Vom Blumenmaler zum künstlerischen Chamäleon
Von Paul Haider
Sobald Martin Egger einen Pinsel in die Hand bekommt, ist er nicht mehr zu bremsen. Der Neusiedler ist einer der vielseitigsten Künstler des Landes. Er bemalt so gut wie alles, von der Weinflasche bis zur Hauswand.
Auch stilistisch zeigt das „Kunst-Chamäleon“ aus der Seestraße keinerlei Berührungsängste. Er hat sich schon an den Werken der großen Meister versucht und etwa Rubens „Samson und Dalila“ in verblüffender Detailtreue nachgemalt. Großer Beliebtheit erfreuen sich Eggers Landschafts- und Blumenmotive. Ein großer Erfolg war auch sein „Neusiedler Tiergarten“.
Kaum zu glauben, dass sich Martin Eggers Kunst-Karriere eher zufällig ergeben hat. Er ist gelernter Elektriker, war in diesem Beruf aber nur kurz tätig. Beim Bundesheer hat er zwei Jahre lang militärischen Fünfkampf ausgeübt und ist danach dem Leistungssport für einige Jahre treu geblieben, unter anderem als Ultra-Läufer.
Die Initialzündung für seine heutige Profession hat Martin Egger seiner Frau Elvira zu verdanken.
Kindheitszeichnungen als Initialzündung
Im Jahr 1999 findet sie Zeichnungen aus der Kindheit des damals 24-Jährigen und entdeckt darin sein Talent. „Nachdem Elvira diese Kindheitszeichnungen von mir gesehen hat, hat sie mir Farben in die Hand gedrückt und gesagt: ‚Mach was daraus!‘“, lacht der Künstler.
Elvira Egger sollte recht behalten, was das Talent ihres Mannes betrifft: Martin beginnt, florale Motive zu malen, und verkauft seine ersten Bilder. Schon bald macht er sich einen Ruf als der „Blumenmaler vom Marchfeld“ und die Kunst zu seinem Hauptberuf – das Paar wohnt damals noch in Niederösterreich.
2010 ziehen Martin, Elvira und ihre zwei Kinder nach Neusiedl am See. Dort richtet der Künstler auch sein Atelier ein. „Wir haben uns für Neusiedl entschieden, weil es günstig liegt und es hier einfach schön ist. Hier herrscht eine ganz andere Stimmung als im Marchfeld“. Im Burgenland lernt der wandelbare Künstler nicht nur ein neues Lebensgefühl kennen, er findet auch einen schier unerschöpflichen Fundus an Motiven für seine Kunst.
Zwei Ausstellungen, die für heuer im Neusiedler Atelier geplant sind, stehen ganz im Zeichen der pannonischen Landschaft und seiner Natur: Von 18. bis 20. Juni steht „Das Blütenmeer am See“ auf dem Programm.
Unter dem Motto „100 Jahre Burgenland“ reiht sich Martin Egger dann von 24. bis 26. September in den heurigen Jubiläumsfestreigen ein. Es wird „rot-goldene“ Sehenswürdigkeiten und Landschaftsmotive zu bestaunen geben; gemalt in Goldfarbe, wie der Künstler vorab verrät.
2020 war auch für Egger selbst ein Jubiläumsjahr. Er feierte zwei Jahrzehnte als Künstler und zehn Jahre im Neusiedler Atelier. Coronabedingt sind die Feierlichkeiten kleiner als geplant ausgefallen. Nachdem viele Ausstellungen und Kunstmärkte abgesagt werden mussten, freut sich Egger darauf, bald wieder öfter in persönlichen Kontakt mit Kunstfreunden treten zu können.
Während der Lockdowns ist der Künstler aber nicht auf der faulen Haut gelegen: Er hat Online-Malkurse gegeben und Pandemie-Eindrücke in einem neuen Bilderzyklus verarbeitet. Der Titel: „No way to go with coronika“.
Martin Egger
Der Künstler wurde am 27. Juli 1975 in Wien geboren. Er wohnt seit elf Jahren mit seiner Familie in Neusiedl am See und ist bereits seit dem Jahr 2000 hauptberuflich als Kunstmaler tätig
Kunst auf Weinflaschen
Egger verziert Faschen lokaler Winzer mit seinen Motiven. Mehr Infos: flaschenmalerei-eggermartin.com
Kunst mit sozialer Ader
So vielseitig das Neusiedler „Kunst-Chamäleon“ auch ist, fast alle seine Werke haben einen gemeinsamen Nenner: eine positive Grundstimmung. „Schönheit benötigt keine Interpretation. Ich war noch nie ein großer Erfinder von Geschichten“, bringt Martin Egger seine Philosophie auf den Punkt. Dazu kommt die soziale Ader des Malers: „Jeder soll sich ein Bild von mir leisten können“, sagt er voller Überzeugung. Bei seinen regelmäßig stattfindenden Kunstflohmärkten werden auch Schnäppchenjäger fündig.
Und er gibt sein Wissen gerne weiter: Immer wieder gibt es Kunstworkshops für Kinder und Jugendliche, schon oft waren Schulklassen in sein Atelier eingeladen. Diese Aktivitäten wurden auch zu Corona-Zeiten beibehalten und kurzerhand ins Internet ausgelagert.
Mehr Informationen zu Martin Egger und seiner Kunst findet man ebenfalls im Internet unter eggermartin-malerei.com