Anrainer sehen große Chance für Kino-Stopp
Von Thomas Orovits
Die Pläne für ein Kinocenter auf der Osterwiese, die Eisenstadts ÖVP-Bürgermeister Thomas Steiner in der Vorwoche präsentiert hat, stoßen auf Widerstand. FPÖ und Grüne meinen, Steiner habe ein an sich gutes Projekt "im Alleingang" durchgeboxt, Anrainer fürchten massive Einschränkungen ihrer Lebensqualität und Haus-Wertminderung.
Wie berichtet, wollen die Tiroler Kino-Dynastie Hueber und Investor Anton Wagner auf einem Teil des Parkplatzes Osterwiese um 4,5 Millionen Euro ein Kinocenter mit vier Sälen und 540 Sitzplätzen errichten, plus Freiluftkino auf dem Dach. 15 bis 20 Jobs sind geplant. Eröffnung: Oktober 2017, pünktlich zur Kommunalwahl. 100.000 Besucher würden Handel und Wirten in der Innenstadt jährlich zusätzlich bis zu drei Millionen Euro Umsatz bringen. Die Stadt räumt den Investoren für 70 Jahre ein Baurecht ein, bleibt aber Eigentümerin des Grundstücks. Ein 15-jähriger Werbe- und Nutzungsvertrag kostet die Stadt pro Jahr maximal 60.000 Euro.
Kosten weit höher
Kosten und Risiken für die Stadt seien deutlich höher, sagen Géza Molnár, Eisenstädter FPÖ-Gemeinderat und Klubchef im Landtag, und die Gemeinderats-Klubchefin der Grünen, Yasmin Dragschitz. Beispiele: Aus jährlich 60.000 Euro würden durch Mehrwertsteuer und Verzicht auf Lustbarkeitsabgabe weit mehr als 90.000, in eineinhalb Jahrzehnten seien das knapp 1,5 Millionen Euro für die Stadt. Zudem seien Besucher- und Umsatzprognosen "sehr hoch gesteckt". Und mit der Osterwiese, die rund 650.000 Euro wert sei, würde "de facto eines der letzten wertvollen Grundstücke der Stadt verschenkt". Denn was passiere, wenn das Kinocenter in fünf Jahren pleite gehe?
Diese Sorge plagt die unmittelbar betroffenen sieben Anrainer wohl weniger. Zumindest zwei davon sind Sozialdemokraten – pikant, denn die SPÖ hat im Gemeinderat mit der ÖVP fürs Kino votiert. Hartwig Roth, Zentralbetriebsratschef der Energie Burgenland, wohnt seit 21 Jahren an der Osterwiese. Von Seiten der Stadt habe es im Vorfeld "null Kontakt" mit Anrainern gegeben. Man werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, sieht Roth "große Chancen", das Kino zu verhindern. Und Klaus Mracek ist gar roter Gemeinderat in Eisenstadt – bei der letzten Sitzung war er familiär bedingt verhindert. In der Sache will der Verwaltungsjurist nichts sagen, bis er das konkrete Projekt kennt.