Chronik/Burgenland

„Am Limit“: Mehr erneuerbare Energie geht nicht

Durch den Ausbau von erneuerbarer Energie tauchen neue Probleme auf. Denn der mit Sonne und Wind produzierte Strom kann meist nicht gespeichert werden. Deshalb sind die Stromnetze bereits ausgelastet.

„Im Burgenland sind wir netztechnisch am Limit“, sagte Netz-Burgenland-Geschäftsführer Wolfgang Trimmel am Mittwoch bei einem energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit. Auch ein Ausbau werde nicht ausreichen, um den mit erzeugten Strom zu den Verbrauchern zu bringen.

Abhilfe könnte ein Projekt schaffen, das grünen Wasserstoff aus dem Burgenland nach Wien bringen soll. Das Projekt soll im ersten Quartal 2023 zur Genehmigung eingereicht werden, „2027 könnte man schon was sehen“, so Trimmel.

„396 Terawattstunden ist die Energie, die Österreich antreibt“, sagte Trimmel. Etwa zwei Drittel davon würden durch Erdöl, Erdgas und Kohle gedeckt, nur 1,7 Prozent aus Windkraft und 0,7 Prozent aus Photovoltaik. Trotzdem gebe es bereits jetzt Netz-Engpässe.

Im Burgenland gebe es bei der Einspeisung von Strom aus Wind und Photovoltaik Spitzen von 1,2 Gigawatt – darauf müsste auch die Infrastruktur ausgelegt sein. Man werde diese Spitzen künftig wohl verdoppeln, was bedeute: „Wir brauchen Netze ohne Ende.“

Abhilfe könnte Wasserstoff schaffen, so Trimmel. „Man könnte durch eine Elektrolyse-Anlage, also durch die Umwandlung von Strom in Wasserstoff, diese Einspeisung glätten und saisonal speichern.“ Der Strom-Überschuss vom Sommer könnte so im Winter genützt werden.

Alle Inhalte anzeigen

Dafür gebe es bereits ein konkretes Projekt. Dahinter stünden Unternehmen wie Netz Niederösterreich, Wiener Netze, GasConnect, die AGGM und Netz Burgenland. Geplant seien eine Elektrolyse im Burgenland und eine Wasserstoff-Pipeline („H2-Kollektor Ost“) von Zurndorf bei Bruck an der Leitha vorbei über Schwechat bis nach Wien.

Man könnte Kerosin für den Flugverkehr erzeugen und Gaskraftwerke versorgen. Entlang der Strecke gebe es auch zwei stillgelegte Gasspeicher, in denen man den Wasserstoff zwischenspeichern könnte.

Alle Inhalte anzeigen

Geplant sei eine Elektrolyse mit zunächst 60 MW Leistung bei Zurndorf. Im Endausbau, der bis 2030 erfolgen soll, könnten dort 23.000 bis 46.000 Tonnen Wasserstoff erzeugt werden. Dieses Wasserstoffwerk sei bereits in Detailplanung und der Regulierungsbehörde vorgestellt worden. Die Genehmigung sei einfacher als etwa bei einer Hochspannungsleitung.

Das Projekt sei mit sehr hohen Kosten verbunden, sagte Trimmel. „Da ist eine Dimension erreicht, wo ich glaube, dass ein gewisser Startschuss des Staates erforderlich sein wird.“