Chronik/Burgenland

Abschiebung droht: "Sind schon echte Rotenturmer"

Die Kinder spielen im Garten, sie sprechen Deutsch.  "Sie sind schon Rotenturmer", sagt Telman Kamoew, der mit seiner Familie seit neun Jahren in der südburgenländischen Gemeinde zu Hause ist. Das sehen auch der Bürgermeister und die Freunde der achtköpfigen Familie so und hoffen, dass die Kamoews bleiben dürfen. Denn über ihnen schwebt wie ein Damoklesschwert die Abschiebung. Erinnerungen an die Familien Gjoni aus Wolfau und Avagjan aus  Unterwart werden wach.

Verfolgt

1992 mussten Rustam und Mrdschan mit ihren zwei Söhnen Telman und Artur Armenien verlassen. Da sie muslimische Kurden sind, wurden sie verfolgt. Der Vater von Rustam und sein Onkel wurden getötet, die Landwirtschaft einfach enteignet. Es blieb nur die Flucht. Die nächste Station war eine russische Kolchose – 2003 schließlich die Einreise nach Österreich.

"Seither leben sie in Rotenturm und sind voll integriert", sagt Rainer Klien von der Flüchtlingsorganisation SOS Mitmensch. "Meine Kinder sind hier zur Welt gekommen", sagt Telman. Arbeitsplatzzusagen gibt es für ihn, seinen Bruder und den Vater. "Sie helfen auch in der Gemeinde mit", lobt SPÖ-Bürgermeister Josef Halper, der sich  für den Verbleib der Familie im Ort einsetzt.

2004 wurde ein Asylantrag abgelehnt. Danach habe Klien eine Beschwerde eingereicht, "wir haben die Verfolgung als Minderheit und den fehlenden staatlichen Schutz dokumentiert", sagt Klien.  2011  kam dann das zweite negative Urteil. "Ohne persönliche Einvernahme der Familie wurde die Beschwerde wegen Unglaubwürdigkeit abgelehnt", sagt Klien. Nun wurde ein Antrag auf humanitäres Bleiberecht bei der Behörde eingebracht. "Die müssten nur Menschlichkeit in der Amtsstube zeigen", sagt Klien. Denn die Familie sei in Armenien komplett entwurzelt. "Wir haben dort keine Verwandten mehr", sagt Telman.

"Eine Abschiebung ist derzeit nicht geplant", heißt es aus der BH-Oberwart. Laut Klien habe es aber bereits eine Anfrage bei der zuständigen Botschaft für Rückreisezertifikate gegeben.

Freunde der Familie, darunter Primarius Wilfried Horvath und Ex-Primar Ludwig Popper, haben Briefe an Politiker geschrieben und um Unterstützung gebeten. Damit die Kamoews  "in ihrer Heimat" bleiben dürfen.