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Frühstück mit Yvonne Catterfeld

Obwohl sie später sagen wird, sie sei erst um drei Uhr Früh ins Bett gekommen, öffnet eine fantastisch aussehende Yvonne Catterfeld die Tür. "Kommt nur rein zu mir und fühlt euch doch ganz wie zu Hause." Unkompliziert und gut gelaunt, empfängt uns die Schauspielerin in dem hellen, zweistöckigen Apartment mitten in Hamburgs portugiesischem Viertel.

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Hier wohnt sie während der laufenden Dreharbeiten. "Tut mir leid, ich sehe heute nicht so gut aus, wir hatten gestern den letzten Drehtag und ich bin erst um drei Uhr Früh ins Bett." Spuren des Schlafentzugs sieht man keine, einen frischen Teint hat sie, und die blauen Augen strahlen. Nur mit dem Anrichten des Frühstücks ist sie noch nicht ganz fertig. Schnell holt Yvonne ein paar Heidelbeeren aus dem Kühlschrank, streicht Apfel-Zimt-Marmelade aufs Toastbrot und schneidet Melonen- und Ananas-Stücke.

Innerhalb weniger Minuten zaubert die Schauspielerin ein vorbildhaftes Frühstück. Aber nein, so ganz zufrieden ist die 32-Jährige damit nicht. Sie schüttelt ihr lockiges Haar und gesteht lachend: "Ich esse normalerweise morgens Kuchen, Nutella- oder Marmeladebrot und Franzbrötchen. Oh, wenn ich erst in Österreich wäre, ich würde echt schneckfett werden. Ihr habt so leckere Sachen."

Energiebündel

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Voll Tatendrang, huscht sie durchs Zimmer und sucht nach der Karte für die Tür. "So, wir holen, jetzt noch Kuchen!" Gesagt, getan. Wenige Minuten später steht Yvonne schon im kleinen Laden ums Eck und kauft Franzbrötchen. Die Hamburger Spezialität aus Plunderteig hat es ihr besonders angetan. Wer die 32-Jährige so ansieht und hört, wie sie über ihre kulinarischen Vorlieben spricht und gleichzeitig erwähnt, dass sie viel öfters joggen gehen sollte – wie erklärt sie ihre tolle Figur? "Den einzigen Sport, den ich momentan intensiv mache, ist klassisches Pilates mit Geräten. Das ist total anstrengend, aber gut. Das fühlt sich an, als würde man gut durchgeknetet werden. " Na, dann kann sie sich auch das ein oder andere Franzbrötchen gönnen.

Für ein ausgiebiges Frühstück wie heute blieb ihr in den letzten Wochen kaum Zeit. Entspannt lehnt sie sich in die weiß-blau gestreifte Couch zurück. Aufgrund der Dreharbeiten für den Musik-Film "Nur eine Nacht" musste die passionierte Langschläferin wochenlang um sechs Uhr früh aufstehen und direkt ans Set. Für Freunde und Familie blieb wenig Zeit.

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An den freien Wochenenden pendelte sie zu Freund Oliver Wnuk, mit dem sie seit 2007 zusammen ist und eine gemeinsame Wohnung in Berlin hat. Dass ihr Partner auch Schauspieler ist (er spielt den Ulf Steinke in der Comedy-Serie "Stromberg" auf Pro7) ist für sie kein Problem. Ganz im Gegenteil: "Ich finde es angenehmerer, es ist schon ein spezieller Beruf. Da Verständnis aufzubringen, auch die Toleranz und das Vertrauen, das ist für jemanden, der das nicht kennt, schon sehr schwierig. " Und wie sieht es eigentlich mit Familienplanung aus? "Klar, ist natürlich ein Thema, aber das wollen wir für uns behalten."

Ihre Wurzeln hat die Wahl-Berlinerin in Erfurt. "Spätestens nach zwei Monaten ist meine Sehnsucht so groß, dass ich wieder meine Eltern besuche. Und auch eine meiner besten Freundinnen lebt in Erfurt, leider sehen wir uns viel zu selten." Aufgewachsen als Einzelkind, war die kleine Yvonne gar kein typisches Mädchen. Statt Prinzessin zu spielen tollte sie mit den Buben herum. Statt Lockenmähne trug sie ihr Haar raspelkurz und hegte einen großen Wunsch: Sängerin wollte sie werden und auf der Bühne stehen.

 

Gereift

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"Ich wollte gehört werden", wie sie heute erzählt. Für ihren Traum musste sie hart arbeiten, Klavier-, Gitarren- Gesangs und Tanzunterricht nehmen. Was dann kam, ist bekannt. Das junge Mädchen wurde bei einem Gesangswettbewerb im Jahr 2000 entdeckt. 2002 stieg sie bei der beliebten deutschen Seifenoper "Gute Zeiten schlechte Zeiten" ein. In der Rolle der Julia Blum spielte sie sich in die Herzen Millionen Fernsehzuseher.

 

Selbstkritisch

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Ein Jahr später gelang ihr auch als Sängerin der ganz große Durchbruch. Mit der von Dieter Bohlen produzierten Pop-Ballade "Für Dich" stürmte sie die Charts. Das alles ist lange her, mittlerweile ist aus dem blonden Soap­sternchen eine brünette, reif wirkende Frau geworden, die heute nachdenklich auf ihre Anfänge im Showbusiness zurückblickt. "Es ist schon befremdlich, wenn ich manchmal noch Fanpost bekomme mit früheren Bildern von mir. Die mag ich dann oft gar nicht unterschreiben, weil ich das einfach nicht bin. Natürlich bin ich das zwar gewesen, und das gehört auch zu mir, aber das ist mir schon sehr fremd." Yvonne lehnt sich zurück, fährt sich durch ihr volles Haar: "Manchmal frage ich mich schon, warum ich manches so gemacht habe, was da in mir vorgegangen ist. Ich glaube, ich habe mich früher oft nicht getraut, etwas anders zu machen und mich durchzusetzen, aus Angst, mir alles kaputt zu machen."

 

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Die omnipräsente Suche nach Superstars die in den Castingshows derzeit läuft, sieht die 32-Jährige kritisch. "Was bleibt wirklich zurück, wenn man die Emotionen des Wettbewerbs weglässt? Ob die Teilnehmer auch wirklich das Zeug haben, quasi auf eigenen Beinen zu stehen, da bin ich mir nicht sicher. ,Deutschland sucht den Superstar" hat sich mehr zu einer knallbunten Unterhaltungsshow entwickelt. Da kommen keine Persönlichkeiten mehr raus, die nachhaltig Besonderes zu bieten haben."

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Jungen Künstlern rät sie: "Man muss sich selbst treu bleiben. Die richtigen Leute um sich zu suchen, auf die innere Stimme hören und auf seine Instinkte achten."

Und irgendwie hat man das Gefühl, sie spricht auch hier wieder von ihren eigenen Erfahrungen. Erfahrungen, die sie machen musste, um dorthin zu kommen, wo sie jetzt ist. Doch ob sie hier auch schon angekommen ist, das weiß sie nicht genau: "Es gibt immer wieder so Phasen, in denen ich das Gefühl habe, ich bin angekommen. Da bin ich total zufrieden, und mit mir und der Welt eins. Und dann kommt immer wieder eine Phase, in der ich alles umkrempeln und noch mehr an mir arbeiten will." Von Film zu Film besser werden, diesen Anspruch stellt sie an sich selbst und dafür gibt sie alles. Ob den Tauchschein absolvieren oder mit Haien zu schwimmen, wie für den Film "Das Mädchen auf dem Meeresgrund", in dem sie Lotte Hass spielte. Kein Problem, die größte Schwierigkeit lag woanders: "Der Aufgabe gerecht zu werden Lotte Hass nahe zu kommen. Als ich ihre Tochter Meta kennengelernt habe, wurde mir klar, welche Erwartungen ich zu erfüllen hatte."

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Dass ihr dies gelungen ist, zeigt auch die Nominierung für die ROMY-Trophäe als "Beliebteste Schauspielerin". Für Catterfeld eine große Überraschung, über die sich sehr freute, obwohl sie die eMail zuerst übersah.

Unvermeidlich zu erwähnen ist, wie ähnlich sie Romy Schneider sieht. Eine frappierende Ähnlichkeit, die dazu führte, dass Yvonne die große Schauspielerin in einem Filmprojekt hätte spielen sollen. Doch damit hat sie abgeschlossen: "Als dann der Produzent Raymond Danon, der für mich auch ein Hauptgrund war im Film mitzuspielen, aus dem Projekt ausstieg, war mir klar, dass ich auch gehen werde. Es hat sich in dem Moment richtig angefühlt. Ich habe gemerkt, das geht sonst in eine Richtung, die ist nicht mehr gut."

Geschadet hat es ihrer Karriere jedenfalls nicht. Als Schauspielerin ist sie gefragt wie noch nie und 2010 erschien ihr fünftes Album "Blau im Blau" im Chanson-Stil.

Im April kommt Yvonne Catterfeld wieder nach Wien zur ROMY-Gala. Darauf freut sie sich jetzt schon. Und wenn alles gut geht, dann kann sie sich auf der Bühne vielleicht auch doppelt freuen.