Mit bereits vier bestätigten Wolfsrudeln im Waldviertel weist Niederösterreich die höchste Population bei den Raubtieren auf. Mit dem Bestand steigt auch die Zahl der besorgniserregenden Begegnungen zwischen Mensch und Raubtier.
Erst am Mittwoch hat ein junger Wolf im Yspertal bei Melk gehörig für Aufregung gesorgt. Das verhaltensauffällige Tier ist auf einem Reiterhof und Gestüt in St. Oswald (Bezirk Melk) mitten in den Reitunterricht von Kindern geplatzt. Als das Raubtier auf der Anlage bemerkt wurde, war der Wolf bereits vor dem Ziegenstall, bestätigt Jagdleiter Josef Zeitlhofer im Gespräch mit dem KURIER.
Wolf hing am Zaun
Für die Kinder, deren Eltern und die Betreiberin des Pferdehofes war die Begegnung mit dem Raubtier wenig erbaulich. "Er hat vor den Ziegen am Zaun gehangen", schildert die Betreiberin des Gestüts. Mit lauten Schreien und wild gestikulierend versuchte sie das Tier von den Ziegen wegzulocken und in die Flucht zu schlagen, was auch gelang. Er sei aber nur zögerlich verschwunden.
Mit der Hupe vertrieben
Nur kurze Zeit davor wurde vermutlich dasselbe Tier in der Nähe von einer Autofahrerin neben der Landesstraße gefilmt, als es seelenruhig dahin trottete. Erst nachdem die Autolenkerin die Hupe betätigte und aus dem Auto schrie, verschwand das Tier im Wald. Was der Behörde zunehmend Sorge bereitet ist, dass das Jungtier anscheinend keinerlei Scheu vor dem Menschen zeigt.
"Dieser Wolf legt kein normales Verhalten an den Tag. Es ist keine Scheu und kein Fluchtverhalten gegeben. Der Wolf hat anscheinend nie gelernt, dass das Verhalten für ihn gefährlich sein könnte“, sagt der Melker Bezirksjägermeister Robert Wurzer. Man gehe davon aus, dass es sich um ein Jungtier von einem der vier Rudel im Waldviertel handelt. Eines davon lebt in Gutenbrunn, nur 30 Kilometer vom Yspertal entfernt.