"Green light": Design mit sozialem Anspruch

"Green light": Design mit sozialem Anspruch
Der Lichtkünstler Olafur Eliasson initiierte in der Kunstgalerie TBA21 im Wiener Augarten das sozial-orientierte Designprojekt „Green light“. Flüchtlinge, Migranten und Besucher können sich dabei gemeinsam als Lampenbauer versuchen – und gegenseitige Vorurteile ablegen.

Ob Malerei, Film oder Fotografie: Olafur Eliasson lebt seine Kreativität auf viele Arten aus. Weltbekannt wurde er mit Lichtinstallationen – allen voran mit "The weather project" in der Turbinenhalle der Londoner Tate Modern (2003). Und wer zuletzt etwa die Schau "Baroque Baroque" im Winterpalais des Wiener Belvedere besucht hat, weiß: Seine Spiegelungen und Überblendungen fordern nicht nur die Wahrnehmung heraus, sondern üben eine Faszination aus, der man sich als Betrachter kaum entziehen kann.
Der Däne isländischer Herkunft macht aber nicht nur Kunst. Er engagiert sich auch in der Entwicklungshilfe. In Wien tut er dies nun mit "Green light", einem sozial-orientierten Design-Projekt. Konzipiert hat er es in Zusammenarbeit mit Francesca Habsburg, Gründerin der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21), die ihre Ausstellungsräume im Augarten dafür zur Verfügung stellt.

"Green light": Design mit sozialem Anspruch
Einerseits ist "Green light" ein Workshop, für den Eliasson eine modulare Lampe entwickelt hat. Sie wird von Flüchtlingen und Migranten aus bereitgestellten Materialien im TBA21-Augarten zusammengebaut. Die Objekte sind mit grünen Leuchtdioden ausgestattet und werden überwiegend aus nachhaltigen Komponenten wie Eschenholz, recycelten Joghurtbechern und handgesponnenem Garn aus alten Plastiksäcken, Kabelbindern und aus Nylon gefertigt. Das grüne Licht kann als einzelnes Objekt verwendet oder zu frei konfigurierbaren Formen verbunden werden. Die Steckverbindungen, mit denen sich die Lampen zu Rauminstallationen verbinden lassen, kommen aus dem 3-D-Drucker.

Neben der gestalterischen Komponente wohnt dem Lichtobjekt auch symbolischer Charakter inne: Es soll – wie eine Ampel – grünes Licht für Einbindung und Offenheit signalisieren. "Green light ist eine Geste des Willkommens, die sich sowohl an Menschen richtet, die ihre Heimatländer aufgrund von Not und Instabilität verlassen mussten, als auch an die Bürger Wiens", sagt Eliasson dazu. "Gemeinsam mit Besuchern des Augartens bauen die Teilnehmer in einem künstlerischen Kontext ein modulares Licht und zugleich eine gemeinschaftliche Umgebung auf, in der die Unterschiede nicht nur akzeptiert, sondern erwünscht sind."

"Green light": Design mit sozialem Anspruch
Die Initiative soll also nicht nur handwerkliches Geschick fördern. Es bietet vor allem jenen Menschen Beschäftigung, die für Arbeit nicht berechtigt sind. Und es lädt zum Mitmachen ein. Schutzsuchende wie auch Besucher des TBA21-Augartens und Studierende können Teil der "Green light"-Bewegung werden und an einem Tisch gemeinsam arbeiten und voneinander lernen. ",Green light‘ ist ein Versuch, die Werte von Gleich- und Andersartigkeit in unserer Gesellschaft zu hinterfragen und unsere Auffassungen von Identität und Zusammengehörigkeit neu zu denken", schildert Eliasson.
"Green light": Design mit sozialem Anspruch
Neben dem Lampenbau wird Besuchern ein vielfältiges Rahmenprogramm unter dem Titel "Green light – Shared Learning" geboten. Bis 5. Juni finden Workshops, Seminare, Performances, Filmvorführungen, Diskussionsrunden oder Vorträge statt. Im gemeinsamen Tun sollen Spannungen gelöst, Vorurteile abgebaut und Antworten auf Themen wie Migration und Integration gefunden werden. Erlöse aus dem Verkauf der Lampe kommen Hilfsorganisationen zugute. "Green light" lukriert aber nicht nur Gelder. Das Vorhaben rückt die aktuelle Flüchtlingskrise ins Licht und bietet den Beteiligten vor allem eines: Perspektive.
"Green light": Design mit sozialem Anspruch
In den Räumen des TBA21-Augarten formen die „Green lights“ eine stetig wachsende Raumskulptur. Sowohl die Ausstellung als auch der Workshop können noch bis 5. Juni 2016 besucht werden. Das Rahmenprogramm kreativer Aktivitäten und kritischer Diskurse unter dem Titel „Green light – Shared Learning“ wird wöchentlich neu gestaltet (Informationen aufwww.tba21.org). Die nachhaltigen LED-Lampen sind vor Ort, online im Webshop und in ausgewählten Partnerinstitutionen für 300,– Euro erhältlich. Wer selbst mitmacht, bekommt das Stück um 250,– Euro (Dauer ca. 2 Stunden). Mit dem Erlös werden das Wiener Rote Kreuz, das Georg Danzer Haus sowie weitere Flüchtlingsorganisationen unterstützt.

Thyssen-Bornemisza Art Contemporary – Augarten (TBA 21), Scherzergasse 1a, 1020 Wien, Tel. 01/ 513 98 56 24
Öffnungszeiten: Mi. und Do. 12–17 Uhr, Fr. bis So. 12–19 Uhr. Freier Eintritt.

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