Tierisch fett: Wenn Affen Alkohol trinken

Affen & Alkohol: Manche trinken vergorenen Palmsaft, andere stibitzen ihn von Touristen.
Auch Tiere trinken ab und zu einen über den Durst. Vor allem Primaten stehen auf Hochprozentiges, zeigt eine Studie.

Es war ein Totalabsturz: Vierzig Vögel knallten 2006 in Wien zu Boden. Die Seidenschwänze, ausgehungert und aus dem Norden kommend,waren gegen eine Glasscheibe geflogen. Der Grund: Die Tiere waren sternhagelvoll. Sie hatten sich mit Beeren überfressen, die in ihren Mägen gärten und zum Rausch führten. Dass Tiere von vergorenen Früchten beschwipst werden, ist bekannt. Elche zum Beispiel torkeln immer wieder in schwedischen Dörfern herum, nachdem sie sich den Bauch mit Äpfeln vollgeschlagen haben.

Vorsatz

Neu ist hingegen, dass Primatenarten gezielt zu hochprozentigem Alkohol greifen, berichten Forscher um den Biologen Samuel Gochman vom Dartmouth College in New Hampshire. Bei Versuchen zeigte sich, dass die Tiere eindeutig Zuckerlösungen mit höherem Alkoholgehalt bevorzugen. Die Wissenschaftler setzten einem "Sunda-Plumplori", einem Primaten, der in Südostasien beheimatet ist, sowie Fingertieren, heimisch in Madagaskar, eine Auswahl an Flüssigkeiten mit unterschiedlichem Alkoholgehalt vor. Da alle Versuchs-Tiere in Gefangenschaft leben, haben sie bisher noch keine Erfahrung mit Hochprozentigem gemacht. Anders ihre Artgenossen in freier Wildbahn: "Sunda-Plumploris" trinken vergorenen Nektar aus den Blüten einer Palme. Der Saft macht sogar 40 Prozent ihrer Nahrung aus. Bei den Fingertieren auf Madagaskar ist immerhin im Erbgut nachgewiesen, dass sie Alkohol effektiv verarbeiten können.

Schimpansen

Aber auch andere Affenarten, wie etwa wilde Schimpansen, lassen sich mal volllaufen und legen sich dann schlafen. Ein Team vom anthropologischen Forschungszentrum in Lissabon beobachtete in Guinea, Westafrika, wie Schimpansen literweise vergorenen Palmsaft tranken. Die Blätter benutzten sie wie einen Löffel. Das ist Grünmeerkatzen vermutlich zu umständlich. Sie wurden dabei erwischt, wie sie Touristen Cocktails stibitzten.

Was sich nun bei den Affen-Versuchen der US-Forscher abspielte, erstaunte: Beide Primaten griffen zu jenen Flüssigkeiten, die am meisten Alkohol enthielten. Und: Sie tranken doppelt soviel Hochprozentiges, schreiben die Forscher im Journal Royal Society Open Science.

Kiffende Delfine

Tiere berauschen sich nicht nur mit Alkohol. Experten wie der Biologe und Autor Mario Wolf berichten von Delfinen, die sich mit dem Gift von Kugelfischen bekiffen oder Kängurus, die Mohnblumen-Kapseln fressen und dann lustig im Kreis hüpfen. Er geht davon aus, dass sich intelligentere Tiere bewusst berauschen können.

Bei vielen anderen passiert es meist unabsichtlich. Wenn etwa ein Igel den Inhalt einer zerbrochenen Eierlikörflasche aufschleckt oder eine Eule an Bierflaschen kommt. Apropos Alkohol. Warum ihn manche Tiere vertragen und andere nicht? Sie verdauen ihn über das Enzym Alkoholdehydrogenase – manche Vögel haben es sogar in 14-fach höherer Konzentration in sich als Menschen. Die sibirischen Seidenschwänze sind allerdings eine Ausnahme, ihnen fehlt dieses Enzym.

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