Warum der Nutzen von Müsli & Co. nicht erwiesen ist

Warum der Nutzen von Müsli & Co. nicht erwiesen ist
Das Frühstück gilt als "gesunder Start in den Tag". Doch ein Verzicht muss kein Nachteil sein.

Das Frühstück als erste Mahlzeit des Tages hat eine wichtige Funktion, um die über Nacht geleerten Nährstoffspeicher wieder aufzufüllen und vormittägliche Tiefs zu verhindern. Diese Meinung hat sich tief ins kollektive Bewusstsein eingeprägt. Und auch unzählige Werbespots suggerieren: Ohne Frühstück ist der Tag praktisch schon gelaufen, bevor er richtig begonnen hat. Besonders, wenn es um Müsli und Cerealien geht, die seit den 1970er-Jahren die Frühstücks-Hitlisten anführen. Nun mehren sich jedoch Stimmen, die dies infrage stellen.

Nährstoffspeicher wieder auffüllen

"Alles, was über Nacht verstoffwechselt wird, muss aufgefüllt werden", erklärt Univ.-Prof. Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften an der Uni Wien. "Man braucht dafür eine gewisse Energiezufuhr. Das Frühstück spielt dabei sicher eine Rolle. In Summe ist allerdings die Gesamtenergiezufuhr über den Tag wichtiger." Das wird jene beruhigen, die morgens keinen Bissen runterbringen.

Drohen wirklich Gesundheitsschäden?

Mittlerweile gibt viele Studien zum Thema Frühstück und Gesundheit. Zu einem eindeutigen Urteil kommen sie aber nicht, die Ergebnisse sind sogar zum Teil widersprüchlich. Laut manchen Studien soll das Auslassen des Frühstücks zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. So stellte etwa eine US-Studie einen Zusammenhang mit Übergewicht sowie Bluthochdruck her. Die US-Adipositas-Gesellschaft und das US-Gesundheitsministerium kamen nun aber im Magazin American Journal of Clinical Nutrition zum Schluss: "Der Glaube an einen Zusammenhang ist stärker als der wissenschaftliche Nachweis." Auch beim heimischen Medizinportal medizin-transparent an der Donau-Uni Krems betont man: "Die derzeitige wissenschaftliche Studienlage ist nicht eindeutig bzw. zu gering." Andere Experten kritisieren, dass viele Studien von Cerealien-Herstellern zumindest mitfinanziert worden seien.

Fertigmischungen sind meistens zu süß

Frühstücksflocken sind seit Jahren ein Riesen-Wachstumsmarkt. Am New Yorker Times Square eröffnete Anfang Juli Gigant Kelloggs sogar eine eigene Müsli-Bar. Gerade als Fertigprodukt ist diese unkompliziert empfundene Morgenmahlzeit wegen des hohen Zuckergehalts in Verruf gekommen. Von 143 von Foodwatch getesteten Produkten hatte fast jedes zweite mehr als 30 Prozent Zuckeranteil.

Schnelle Energie, schneller Leistungsabfall

Das ist eindeutig zu viel, betont Ernährungsexperte König. Glukose ist zwar als Energielieferant wichtig. Aber: "Zucker liefert nur kurzfristig Energie, die schnell verpufft. Es ist gescheiter, wenn die Energie nach und nach zur Verfügung gestellt wird, in Form komplexer Kohlenhydrate." Der Zuckeranteil soll 15 Prozent nicht übersteigen. "Die Menge muss auch auf der Packung ausgewiesen sein. Ideal wäre ein hoher Vollkornanteil, zum Beispiel Haferflocken, und ein relativ niedriger Zuckergehalt." Bei Fertigmischungen sollte man überhaupt auf die Zusammensetzung achten. "Zucker spielt auch bei den Trockenfrüchten eine Rolle." Rosinen enthalten vier Mal so viel Zucker wie frische Trauben.

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