Stechmücken: Was heuer zu erwarten ist

In den USA und Lateinamerika gibt es große Anti-Mücken-Kampagnen
Zika und Co: So wird das Risiko für Österreich eingestuft.

Eines ist unbestritten: Eine Situation wie in Lateinamerika mit Millionen durch das Zika-Virus Infizierten wird es in Europa nicht geben. Doch mit Beginn der Stechmücken-Saison könnte es auch in Europa zu "örtlichen Übertragungen" und zu einer "deutlichen Zunahme der Menschen mit Zika" kommen, warnten erst vor kurzem führende Vertreter der Weltgesundheitsorganisation.

"In Österreich sind wir derzeit, was eine Ausbreitung von Zika durch Steckmücken betrifft, relativ sicher", sagt Stechmückenspezialist Hans-Peter Führer vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sein Hauptargument: "Es gibt keinen etablierten Bestand der sogenannten Tigermücken in Österreich." Und diese ist – neben der tropischen Gelbfiebermücke – der wichtigste Überträger von Zika. Es habe zwar in vergangenen Jahren bereits einzelne Nachweise dieser Mücken auch in Österreich gegeben: "Aber es sind eben Einzelfunde – ganz im Gegenteil zu Südtirol. Dort sind etablierte Bestände nachgewiesen." – "Die Tigermücke hat sich mittlerweile in Südtirol eingebürgert", sagten vor kurzem Experten der Südtiroler Landesumweltagentur. Dasselbe gilt für große Teile Südeuropas (siehe die untenstehende Grafik).

Nach Norden gewandert

"Wir haben Tigermückenlarven in Tirol und im Burgenland gefunden, aber diese Vorkommen haben sich nicht gehalten", sagt Gelsenforscher Bernhard Seidel. Anders als im italienischen Kanaltal: "Die Bestände dort sind in den vergangenen Jahren zirka 20 Kilometer nach Norden gewandert, aber immer noch rund 30 Kilometer von der Grenze entfernt."

Stechmücken: Was heuer zu erwarten ist
ABD0035_20160204 - HANDOUT - Das Foto des Unternehmens Euroimmun aus Lübeck zeigt Kulturzellen, die mit dem Zika-Virus infiziert wurden (undatiert). Die Zellen befinden sich auf sogenannten BIOCHIPs, die wiederum auf einen Objektträger geklebt werden. Die BIOCHIPs werden mit der Patientenprobe inkubiert und, sollten sich im Blut des Patienten Antikörper gegen das Virus befinden, binden die Antikörper an die infizierten Zellen (genauer gesagt an die viralen Antigene in den infizierten Zellen). Die gebundenen Antikörper lassen sich anschließend über einen Fluoreszenzfarbstoff visualisieren und im Fluoreszenzmikroskop detektieren. Das bedeutet, wenn die infizierten Zellen fluoreszieren, wie auf dem Foto erkennbar, dann befinden sich Antikörper gegen das Zika-Virus in der Patientenprobe und eine Infektion mit dem Virus wurde nachgewiesen. Foto: Dr. Erik Lattwein / EUROIMMUN AG/dpa (zu dpa "Zika durch Sex in den USA übertragen - neuer Fall in Deutschland" vom 03.02.2016) ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der Berichterstattung und nur mit Nennung "Foto: Dr. Erik Lattwein / EUROIMMUN AG/dpa" +++(c) dpa - Bildfunk+++
Führer: "Derzeit sehe ich für Österreich keine große Gefahr. Aber mit einer weiteren Ausbreitung der Tigermücke Richtung Norden wird in den kommenden Jahren aufgrund der Klimaänderungen zu rechnen sein."

Eine invasive Mückenart in Österreich ist auch die Asiatische Buschmücke, die laut Seidel mittlerweile in Kärnten und der Steiermark flächendeckend vorkomme dort heimische Gelsen verdränge. Diese Mücke kann das West-Nil-Virus übertragen.

West-Nil-Viren

Dass auch die heimischen Hausgelsen das Zika-Virus (oder auch Dengue und Chikungunya) übertragen können, das ist bisher nicht nachgewiesen – Seidl hält das aber für relativ wahrscheinlich. Führer ist zurückhaltender: "Wenn dem tatsächlich so wäre, dann hätten wir wahrscheinlich schon früher Infektionen gehabt. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren 30.000 Steckmücken untersucht und diese Viren nie nachgewiesen."

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) überprüft Stechmücken seit 2011 auf für Menschen potenziell gefährliche Viren. Was bestätigt ist, sind Funde des West-Nil-Virus in Gelsenlarven in Wien. Auch Infektionen von Menschen mit West-Nil-Viren in Österreich gab es bereits.

Gelsen-Kreuzung

Die Parasitologen der VetMed Wien (um Hans-Peter Führer und Carina Zitta) konnten erstmals für Österreich eine Hausgelsen-Kreuzung nachweisen: Sie kann höchstwahrscheinlich sowohl Blut von Vögel als auch von Menschen saugen – die ursprünglichen beiden Formen saugen jeweils eher nur von Vögel oder nur von Säugetieren und Menschen. Das West-Nil-Virus kam u.a. durch Zugvögel nach Österreich: Das Vorhandensein solcher Gelsen-Kreuzungen könnte eine Erklärung für die Infektion von Menschen mit dem Vogelvirus sein.

Sehen Sie hier eine Infografik zum Thema:

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