Schmetterlinge in Not

Das Wald-Wiesenvögelchen droht in Österreich auszusterben
Die Hälfte der Falterarten in Österreich ist stark gefährdet – jetzt soll eine neue App helfen.

Sie sind schön anzusehen – wie lange das so bleibt, weiß allerdings niemand. Schmetterlinge sind vom Aussterben bedroht. Auch in Österreich, das neben Frankreich, Spanien, Italien und Russland zu den fünf artenreichsten Ländern Europas gehört. Sogar häufige Arten wie der Zitronenfalter werden, auch wenn sie nicht auf der "Roten Liste" stehen, seltener, erklärt der Biologe und Schmetterlingsforscher Peter Huemer, der eine aktuelle Schmetterlingsstudie präsentierte (siehe rechts). Seit seiner Kindheit beschäftigt er sich mit Schmetterlingen. "Vor 100 Jahren kamen Zitronenfalter zum Beispiel in der Schweiz noch 100-mal so häufig vor. Der Populationsrückgang ist enorm." Grund dafür: der Mensch. Insektizide und Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft setzen den hochspezialisierten Lebewesen stark zu. Pro Tag werden in Österreich 19 Hektar verbaut, Lichtverschmutzung durch Straßenbeleuchtungen trägt ebenso zum Artensterben bei. Arten, die einwandern, gibt es zwar, sie sind aber die Ausnahme.

Keine Lobby

Schmetterlinge haben im Gegensatz zu Bienen keine Lobby. "Das Problem ist, sie haben für viele keinen offensichtlich wirtschaftlichen Nutzen", sagt Huemer. Doch was die Falter alles leisten, lässt sich nicht monetär messen. Gleich nach Bienen und Hummeln sind Schmetterlinge die wichtigsten natürlichen Bestäuber der Pflanzenwelt. Für Singvögel und Fledermäuse sind sie zudem eine wichtige Nahrungsgrundlage. Eine Blaumeise frisst alleine in Großbritannien alljährlich etwa 150 Milliarden Schmetterlingsraupen. Bevor sie aber zu Futter werden, machen sie sich noch nützlich: Sie fressen organische Substanzen wie grüne Pflanzen und Früchte, lebendes und Totholz, Flechten und Pilze, Tierhäute und Felle. Der ausgeschiedene Kot dient als natürlicher Dünger. Pflanzen können somit in relativ kurzer Zeit wieder die nötigen Mineralstoffe aus dem Boden aufnehmen.

Voraussetzung für die wichtige Arbeit der Falter ist ein intakter Lebensraum – doch Blumenwiesen gibt es hierzulande immer weniger. Die Initiative "Blühendes Österreich", eine Stiftung der REWE International AG und Global 2000, will das nun ändern und 1000 Hektar Land sichern.

Schmetterlings-App

Eine weitere Maßnahme ist die kostenlose Schmetterlings-App. Mithilfe einer Fotofunktion und eines Filters können Nutzer Arten bestimmen und dabei helfen, sie zu zählen. Die Sichtungen werden gesammelt und sollen eine Datenbank speisen. Für Experte Peter Huemer eine sinnvolle Art, Menschen für das Thema zu sensibilisieren und in die Forschung miteinzubeziehen. "Es gibt in Österreich wenige professionelle Schmetterlingsforscher und nur ein paar Amateure. Das Beobachternetz ist daher sehr gering." Was der Laie sonst alles noch zum Schutz der Schmetterlinge beitragen kann? Peter Huemer rät zu einer bewussten Gartengestaltung mit heimischen Pflanzen. Auch der Rasen sollte nicht alle drei Wochen gemäht werden, mit einem Blühstreifen könnte man den Schmetterlingen Lebensraum schenken.

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