Postnatale Depressionen: Mütter brauchen professionelle Hilfe

Postnatale Depressionen: Mütter brauchen professionelle Hilfe
Am heutigen Aktionstag der Muttergesundheit steht die Psyche im Fokus.

Das haben wohl viele Mütter nach der Geburt erlebt: Eigentlich sollten sie glücklich sein über den neuen Menschen, der da in ihr Leben getreten ist. Doch statt Glück stellt sich Traurigkeit ein. Die Mutter hat den Babyblues. Keine Angst: "Wenn der Zustand ein paar Tage andauert, ist das normal", sagt Prof. Claudia Klier, Psychiaterin am Wiener AKH und Expertin für psychische Erkrankungen während und nach einer Schwangerschaft.

Doch wenn die Niedergeschlagenheit länger als zehn Tage anhält, sollte das ein Alarmzeichen sein. "Dann ist es an der Zeit, sich Hilfe zu holen", rät Klier. "Das müssen nicht unbedingt Psychotherapeuten oder Psychiater sein. Auch Hebammen stehen jungen Müttern professionell zur Seite. Finanziert wird das von der Krankenkasse." So man jemanden mit Kassenvertrag findet. Denn solche Hebammen sind rar.

Postnatale Depressionen: Mütter brauchen professionelle Hilfe

16 Kassenstellen

Die Wiener Hebamme Johanna Sengschmid kritisiert, dass es in der Bundeshauptstadt nur 16 Kassenstellen gibt: "Zu wenig. Für die Innenstadtbezirke gibt es keine einzige Stelle. Besonders für Mütter aus sozial benachteiligten Milieus ist das ein Problem. Andere leisten sich eine Wahlhebamme."

Dass für die Behandlung psychischer Erkrankungen generell zu wenig Geld da ist, bemängelt auch Klier. "Dabei ist Suizid nach Krebs bei jungen Müttern die häufigste Todesursache. Diese macht hier fast ein Viertel der Sterbefälle aus." Der weltweite Aktionstag für Muttergesundheit am heutigen 4. Mai sollte für die Politik Anlass sein, mehr Hilfsangebote zu schaffen.

Überfordert

Hebamme Renate Mitterhuber erlebt täglich, was Frauen nach der Geburt brauchen: "Viele Mütter sind überfordert. Das Stillen klappt schlecht, sie schlafen zu wenig und sind überlastet. Da kann es zu einer Erschöpfungsdepression kommen." Gemeinsam mit der Familie versucht sie, Wege zu finden, wie man die junge Mutter entlasten kann. "Leider gibt es bei uns keine Wochenbettkultur", beklagt sie: "Eigentlich brauchen Mütter die ersten drei Monate Hilfe."

Doch nicht nur Erschöpfung kann nach der Geburt zu einer Depression führen: "Wer vorher schon erkrankt war, hat eine Rückfallwahrscheinlichkeit von 30 bis 50 Prozent", sagt Klier. Sie rät Betroffenen, sich nicht zu schämen, sondern aktiv Hilfe zu suchen: "Wird eine Depression rechtzeitig erkannt und behandelt, stehen die Chancen gut, dass sie geheilt wird." Symptome seien nicht nur Traurigkeit. Auch Rückzug, Sprachlosigkeit und plötzlich auftretendes bizarres Verhalten sind ein Indiz.

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