Kapseln gegen Kater-Symptome

Kopfweh, Unwohlsein und Schwächegefühl nach Alkoholgenuss: böser Kater
Nie mehr wieder Kater – das versprechen Party-Pillen mit dem sinnfreien Namen K.U.R.T. Ein erster Test verlief positiv.

Der Rotwein war fantastisch, die Drinks mundeten fein. Und die Faschingsparty dauerte bis zum Morgengrauen. Aber dann: der Tag danach. Weniger fein. Die Rache des Körpers ist auf verschiedene Weise spürbar: Unwohlsein, ein dumpfes Gefühl der Schwäche, gepaart mit gesteigerter Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Kopfweh inklusive.

Aber was passiert im Organismus nach zu vielen Drinks? „Eine der Ursachen für Kater liegt darin, dass Alkohol jenes körpereigene Enzym blockiert, das Histamin abbaut“, erklärt Lars Nestle vom Tullner Unternehmen Sciotec Diagnostic Technologies. Dieses Histamin ist in manchen Nahrungsmitteln enthalten – aber auch in vielen alkoholischen Getränken selbst. „Es verursacht Schmerzen und Unwohlsein.“ Sciotec ist auf die Herstellung diätetischer Nahrungsergänzungsmittel für Menschen mit Lebensmittel-Unverträglichkeiten spezialisiert. Dazu zählen auch Kapseln gegen allgemeine Histamin-Unverträglichkeit.

Kapseln gegen Kater-Symptome

Und hier kommt K.U.R.T., die Anti-Kater-Pille. Auch sie enthält dieses Enzym. Sciotec hat sie in Glitzer-Folien-Säckchen verpackt und verkauft sie im Webshop.

Die Kapseln sollen – vor dem Alkoholgenuss geschluckt – den Körper beim Histamin-Abbau unterstützen und in Folge die Kater-Symptome lindern. Klingt gut – aber wie sieht das in der Praxis aus? Ein Selbsttest am Faschingssamstag brachte durchaus positive Resultate: Zwei Männer, zwei Frauen schluckten je zwei Kapseln K.U.R.T. und tranken dann Cocktails. Eineinhalb Flaschen weißer Rum wurden mit Zucker, Limetten, Minze und Soda zu fruchtigen Mojitos verarbeitet. Das reichte zwar nicht für einen Vollrausch, aber immerhin zur merklichen Alkoholisierung aller vier Test-Trinker.

Beschwerdefrei

Am Sonntag erfolgte dann der Rundruf bei den Teilnehmern des Umtrunks: Keiner der Tester klagte über Kopfschmerz oder Katergefühle. Alle vier berichteten übereinstimmend, dass es ihnen besser ging, als sie es nach früheren Zechtouren in Erinnerung hatten. Lediglich eine der Frauen hatte Einschlaf-Störungen, was daran liegen könnte, dass die Wunderpillen neben dem Histamin-abbauenden Enzym auch Koffein enthalten. Aber an Schlaf denkt ohnedies niemand, wenn man gerade zünftig feiern möchte.

Info: Wirkung nur bei Histamin aus Lebensmitteln

Kapseln, die das Enzym Diaminoxidase (DAO) enthalten, können Katersymptome reduzieren“, sagt Univ.-Prof. Michael Wolzt, Uni-Klinik für Klinische Pharmakologie der MedUni Wien. „Aber nur jene, die durch Histamin in Lebensmitteln und alkoholischen Getränken ausgelöst werden.“ Dieses kann durch DAO im Darm abgebaut werden. „Die Wirkung von Histamin, das durch den Alkohol im Körper freigesetzt wird, können die Kapseln nicht hemmen. Und auch gegen die Folgen der Abbauprodukte von Alkohol und Fuselalkoholen sowie des Flüssigkeits- und Elektrolytverlusts helfen sie nicht.“ – „Bei Patienten mit Histamintoleranz konnte durch DAO-Kapseln eine Verbesserung der Symptome gezeigt werden“, sagt Univ.-Prof. Reinhard Jarisch, Leiter des Allergieambulatoriums Floridsdorf in Wien. „Allerdings benötigen viele Patienten zwei bis drei Kapseln vor einer Hauptmahlzeit.“ Eine Alternative sind Antihistaminika: „Nimmt man sie vor dem Essen, verträgt man auch Rotwein gut.“

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