Hepatitis C ist zu 95 Prozent heilbar

Hepatitis C ist zu 95 Prozent heilbar
Patientenorganisation fordert neue Therapien auch in frühem Stadium. Ein Strategieplan fehlt.

Die Behandlung von Hepatitis C ist heute "eine Erfolgsstory, die sich sehen lassen kann", sagt die Nephrologin Univ.-Prof. Petra Munda von der MedUni Wien. Seit 2014 gibt es für Patienten mit Hepatitis C neuartige Medikamente, die die Vermehrung der Viren stoppen. "Mit den neuen Therapien sind wir jetzt bei einer Heilungsrate von 95 Prozent angelangt."

Doch diese Interferon-freien Therapien sind mit derzeit bis zu 30.000 Euro pro Behandlungszyklus teuer und werden erst in fortgeschrittenen Stadien von den Kassen bezahlt. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli fordert die "Hepatitis Hilfe Österreich" (HHÖ), dass alle Patienten so früh wie möglich diese Behandlung erhalten sollen. "Die Betroffenen verstehen nicht, warum sie warten müssen, dass die Leber erst schwer geschädigt ist, bis sie das bessere Medikament erhalten", berichtet die Vorsitzende Angelika Widhalm. Ebenso fehle in Österreich ein Strategieplan zur Umsetzung des WHO-Ziels Hepatitis B und C bis 2030 zu eliminieren.

Oft komme es zudem durch die Standardbehandlung mit Interferon (wirkt auf das Immunsystem) zu belastenden Nebenwirkungen. "Gerade eine verträgliche, frühzeitige Therapie verhindert schwere Krankheitsfolgen wie Lebertransplantationen", betont Munda. Die Therapie pro geheiltem Patienten sei sogar günstiger als jene, die auf Interferon basierten.

Hepatitis C ist nicht die einzige Erkrankung der Leber. Durch Viren ausgelöste Hepatitisarten (siehe Grafik) betreffen europaweit zehn Millionen Menschen. Insgesamt haben derzeit 30 Millionen eine chronische Lebererkrankung. "Einer von sechs Todesfällen in der EU entfällt bereits auf Leberkrankheiten", sagt Munda.

Zusätzlich bereitet vor allem der Anstieg von Übergewicht und Diabetes den Experten Sorgen. Diese Zivilisationskrankheiten machen der Leber zunehmend zu schaffen, abseits von Alkoholmissbrauch oder Viruserkrankungen. Es kommt zuerst zur Leberverfettung, der Stoffwechsel funktioniert nicht mehr richtig – in der Folge entzündet sich die größte Drüse des Körpers. Im Gegensatz zur Fettleber ist eine Zirrhose (bei der narbenartige Areale entstehen) nicht reversibel und führt im fortgeschrittenen Stadium zum Tod.

Lange unbemerkt

Viele dieser Veränderungen bleiben meist unbemerkt – das lebenswichtige Entgiftungsorgan spürt man nicht. "Erkrankungen der Leber verlaufen häufig schleichend und werden lange Zeit von den Betroffenen kaum wahrgenommen", sagt der Allgemeinmediziner Helmut Schiel. In seiner Wiener Praxis hat er einen Schwerpunkt auf die Früherkennung dieser Erkrankungen gelegt. "Symptome wie Übelkeit, Völlegefühl, Druck unter dem Rippenbogen oder Gelenksschmerzen könnten auch von anderen Erkrankungen kommen."

Umso wichtiger ist für die Experten eine frühe Diagnose. Doch die klassischen Leberwerte (GOT, GPT) geben im ersten Stadium bei einer Blutuntersuchung noch keinen Hinweis. "Aber die Hausärzte kennen ihre Patienten und ihre Probleme meist über Jahre. Das ist bei der Beurteilung unspezifischer Symptome hilfreich", sagt Schiel.

Dazu kommen Diagnosewerkzeuge wie Ultraschall, die etwa auf Verhärtungen im Lebergewebe hinweisen können. "Bei adäquater Diagnostik kann man in vielen Fällen schon bei der Entstehung einer Fettleber oder Fettleberhepatitis rechtzeitig therapeutisch eingreifen."

Solange der Umbau von Leberzellen zu vernarbtem Bindegewebe noch nicht stattgefunden hat, können Lebensstiländerungen die Leberfunktionen wieder herstellen. Abnehmen, gesündere Ernährung und Sport helfen auch der Leber.

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