Zuzug und Unsicherheit treiben Immo-Preise

Zuzug und Unsicherheit treiben Immo-Preise
Wolfgang Beck plant Zukäufe in deutschen und österreichischen Ballungszentren.

Flüchtlinge sind nicht die Kunden, die im Fokus des heimischen Immobilienkonzerns conwert stehen. Doch das, was dieser Zuzug auslöst – nämlich ein hohes Bevölkerungswachstum in vielen deutschen und österreichischen Städten – ist für conwert ein zentraler Faktor. "Wir kaufen jetzt zu und zwar dort, wo das Haushaltswachstum hoch ist", sagt conwert-Chef Wolfgang Beck im Gespräch mit dem KURIER.

600 Millionen Euro will conwert in den nächsten zwei Jahren für den Ausbau seines Wohnimmobilien-Portfolios ausgeben. Der Konzern konzentriert sich dabei auf Berlin, Potsdam, Dresden, Leipzig und natürlich Wien. "Wien ist eine der am stärksten wachsenden Städte in Westeuropa. Wir glauben, dass daher auch die Immo-Preise weiter steigen", betont Beck.

Krisenfest

Vom britischen Anti-EU-Votum befürchtet Beck keinerlei negative Auswirkungen auf das Unternehmen. "Unsere Wohnimmobilien in Deutschland und Österreich werden unabhängig davon auch in Zukunft stark nachgefragt sein", glaubt er. Krisen könnten für Immo-Konzerne wie conwert sogar positiv sein. "Es hat sich gezeigt, dass unser Geschäftsmodell in unsicheren Zeiten weiter an Attraktivität gewinnt", gibt sich der conwert-Chef überzeugt.

Dennoch hat er intern noch einiges an Arbeit vor sich. Das Unternehmen, das in den vergangenen eineinhalb Jahren nach mehreren Wechseln von Großaktionären mit Streitigkeiten um Vorstand und Verwaltungsrat für Aufsehen gesorgt hat, kommt erst allmählich wieder in ruhigere Bahnen. Beck, der conwert seit 1. September 2015 leitet, muss die Verkäufe von Gewerbeimmobilien vorantreiben, die Profitabilität steigern und die Finanzierungskosten weiter nach unten drücken.Einiges davon ist ihm schon gelungen. "Ende des ersten Quartals lagen unsere durchschnittlichen Zinsen für die Finanzierungen bei 2,2 Prozent. Aber da gibt es noch Potenzial. Mittelfristig wollen wir unter zwei Prozent kommen", sagt Beck. Auch bei der Profitabilität ist conwert noch nicht am Ziel angelangt. 20 Millionen Euro will Beck bis Ende dieses Jahres einsparen. Zehn Millionen Euro davon hat er schon erreicht. "Die Auswirkungen werden in den Ergebnissen des vierten Quartals sichtbar werden", sagt er.

Feindseligkeit beendet

Für Alexander Proschofsky, der seit der conwert-Hauptversammlung Mitte Mai Chef des Verwaltungsrates ist, geht es jetzt darum, "auf normale wirtschaftliche Beziehungen zu allen Aktionären zu kommen" – auch mit dem Großaktionär Adler, der seit Sommer des Vorjahres knapp ein Viertel an conwert hält. Vorteile für einzelne Aktionäre werde es nicht geben.

"Ich habe kein Bedürfnis für Feindseligkeiten", betont Proschofsky. Er hofft, dass mit dem wachsenden Vertrauen der Aktionäre und der stabilen Entwicklung des Unternehmens der Aktienkurs wieder dorthin ziehe, wo er hingehöre: in Richtung des inneren Wertes der Immobilien. Das wäre 15,72 Euro. Am Montagnachmittag notierte conwert knapp unter 14 Euro.

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