Wo bleibt die Willkommenskultur für Unternehmen?

Kann ein Reicher sympathisch oder gar Vorbild sein? Die Antwort dürfte je nach Weltregion unterschiedlich ausfallen. "Ja", wird man in den USA sagen – und "Nein" in weiten Teilen Europas, speziell in Österreich.

Man wirft dem amtierenden Bundeskanzler Werner Faymann ja vieles vor, aber nicht das Entscheidende: Dass er sich nur mit Umverteilungs-Fanatikern umgeben und die Wirtschaft beschädigt hat: Mittlerweile wird nicht mehr nur in der Arbeiterkammer (deren Einkünfte dank Beschäftigungshöchststand seit Jahren kräftigst steigen), sondern auch in katholischen Damenzirkeln und universitären Debatten die "Gier" angeprangert, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt ruiniere. Gier? Aber sind "die da oben" wirklich immer die Täter und die anderen nur Opfer? Oder gibt’s vielleicht auch welche darunter, die sich vom Staat für Minderleistung belohnen lassen? Das gipfelt dann in Bildungsdiskussionen, wo Lehrerinnen – beifällig beklatscht – meinen, "Panama" sei schuld daran, dass im österreichischen Schulwesen (pro Kopf eines der teuersten der Welt) das Geld fehle. In den Panama-Papers tauchen übrigens kaum heimische Firmen auf.

Auch bei der TTIP-Alarmstimmung geht es nicht um konkrete Kritik an einem von Dutzenden Freihandelsabkommen, sondern um ein diffuses Anti-Konzerne-Gefühl. Kein Wunder, wenn manche davon dann (samt Tausender Arbeitsplätze) abziehen, was weitere Aggressionen gegen sie schürt.

Wollen wir, dass nur noch die Caritas Arbeitsplätze schafft? Offenbar ja, denn sie hat wie die Kirche steuerliche Privilegien, von denen ein kleiner Handwerksbetrieb nur träumen kann.

Erfolg verursacht Neid

Nein, das ist natürlich kein Plädoyer für die unkritische Betrachtung von Milliardären. Wenn Dietrich Mateschitz sein defizitäres Servus TV für einen Tag "zusperrt", um die Gewerkschaft in die Knie zu zwingen und einen Betriebsrat zu verhindern, dann ist das ziemlich jenseitig. Andererseits hat Mateschitz in den Betrieb von Servus TV bereits Hunderte Millionen hineingebuttert und geholfen, die heimische Film-Branche am Leben zu erhalten. Österreich kann außerdem froh sein, dass der Milliardär nicht nur von Salzburg aus einen Weltkonzern aufgebaut hat, sondern auch seine Dosen in Vorarlberg abfüllen lässt und hierzulande Steuern zahlt. Leistung, Gründergeist? Damit gewinnt man hierzulande keinen Blumentopf – und im Erfolgsfall sogar Missgunst und Neid.

"In Europa fehlt ganz offensichtlich der politische Wille, die Industrie als Rückgrat der Wirtschaft zu halten", sagte voestalpine-Chef Wolfgang Eder in einem Interview mit Bundesländerzeitungen. Und er erzählt, wie sich die USA aktiv darum bemühen, attraktiv für Industrie und Investoren zu sein. Die voestalpine (deren Privatisierung viele Sozialdemokraten heute noch betrauern) ist übrigens mittlerweile Weltmarktführer bei Weichen und investiert seit Längerem in Texas.

Wie lange bietet der Standort Österreich im internationalen Vergleich noch Vorteile – zum Beispiel soziale Sicherheit, gut ausgebildete Fachkräfte, Top-Industrie? An der Steuerpolitik kann es jedenfalls nicht liegen. An der Rechtssicherheit immer weniger. Und an der Willkommenskultur für Firmen schon gar nicht.

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