Wilder Preiskampf der Gebäudereiniger
Gefühlsmäßig gab es heuer in Wien gar keinen richtigen Winter. "Wir sind trotzdem 210.00 Kilometer mit 180 Schneeräumfahrzeugen gefahren", zieht Christian Höbinger, Eigentümer und Chef des Wiener Gebäudereinigungsunternehmens A.S.S., Bilanz. 180 Mitarbeiter hatte er im Wintereinsatz, 210 Tonnen Split und 250 Tonnen Auftaumittel haben sie verwendet.
2014 hat Höbinger, der auch Immobilientreuhänder und Hausverwalter ist, das mittelständische Unternehmen übernommen. Seither versucht er, A.S.S. (ausgeschrieben: Anlagen Service System) in dem heiß umkämpften Reinigungsmarkt in Österreich zu positionieren. Das ist gar nicht einfach, denn: "Schwarze Schafe gibt es in der Branche genug", sagt er. Und da wolle er sicher nicht mitspielen.
Mehr als 10.000 Reinigungsunternehmen sind in Österreich tätig. Das reicht vom kleinen Familienbetrieb, wo Vater, Mutter und Kinder putzen, bis zu den Branchengrößen wie dem internationalen Reinigungskonzern ISS. "Gegen die kleinen Familienbetriebe sind wir nicht konkurrenzfähig", sagt Höbinger.
Gegen die Großen aber auch nicht. Sie drücken bei den Ausschreibungen von Reinigungs-Mandaten für große Gebäudekomplexe die Preise derart, dass viele andere Anbieter nicht mit könnten. "Der größte Kostenblock der Reinigungsbranche sind die Personalkosten. Da wird gedrückt", erklärt Höbinger. Bei den Kollektivvertragslöhnen und den Vorschriften für Arbeitszeiten gehe sich der Angebotspreis sonst nicht aus.
Auftraggeber gefordert
Höbinger plädiert an die Auftraggeber, bei der Vergabe nicht nur auf den niedrigsten Preis zu schauen. Aber viele interessierten sich nicht dafür, im Nachhinein könne das allerdings zu Problemen führen.
Etwa beim Winterdienst: Bei unerwartetem Schneefall sei so manches Reinigungsunternehmen dann nicht in der Lage, rasch Personal für Räumungen zu schicken. "Da kann es dann Probleme mit der Haftung geben", erklärt der A.S.S.-Chef. Auch Streusand müsse man zeitgerecht zur Verfügung haben. "Wir haben als einzige Firma in Wien Streugut-Silos", betont Höbinger. Oder bei der Stiegenhausreinigung: Manche Firmen kommen erst, wenn es Beschwerden der Bewohner gibt.
Höbinger glaubt, dass in nächster Zeit einiges in Bewegung kommt am heimischen Gebäudereinigungs-Markt. Fusionen und Übernahmen seien zu erwarten, zumal kleinere Firmen den Preisdruck nicht auf Dauer durchstehen könnten. Doch die Zahl der Unternehmen werde sich insgesamt nicht rasant verkleinern. Denn immer wieder entstünden neue kleine Reinigungsfirmen, bei der die Gründerfamilie selbst arbeite. Diese ersetzten etwa die früheren Hausmeister, das Gewerbe sei frei.
Frühjahrsputz
Der Winter ist zwar die arbeitsreichste Saison für die Branche, im Frühling und Sommer warten aber doch einige Spezialaufgaben auf sie. Der Garagenputz zum Beispiel: Sie entfernen Salz und Split, den die Autos im Winter mitnehmen, oder Ölreste. "Die Garage ist die erste Visitenkarte für Unternehmen. Ist sie schmutzig, macht das auf Kunden einen schlechten Eindruck", wirbt Höbinger für das Putzservice.
Zudem hat er einige Bürohäuser mit Glasfassaden als Kunden. Für das Reinigen dieser riesigen Glasflächen sei gutes Wetter wichtig. Alle Mitarbeiter bekämen via Handy Daten von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) – im Sommer genauso wichtig wie im Winter.
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