Warum China seine Währung billiger macht

Trotz den im Vergleich zu früheren Jahren niedrigen Wachstumsaussichten bestehen langfristig gute Geschäftschancen. Durch steigende Lohn- und Produktionskosten wird China zukünftig vermehrt für jene Unternehmen interessant sein, welche ihre Produkte lokal vertreiben möchten.
Chinas Zentralbank wertete Yuan deutlich ab, um durch Exporte die Wirtschaftsleistung anzukurbeln.

Mit massiven Eingriffen auf den Kurs der Landeswährung Yuan stemmt sich Chinas Zentralbank gegen das sinkende Wirtschaftswachstum. Am Dienstag hat sie den Yuan, dessen Kurs täglich festgelegt wird, um 1,9 Prozent gegenüber dem US-Dollar abgewertet. Damit rutschte die China-Währung auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren. Für einen Dollar gab es 6,33 Yuan.

Mit dieser Kurs-Intervention versucht die Staatsführung in Peking, die schwächelnde inländische Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) durch mehr Exporte wieder anzukurbeln. Im Juli waren die Ausfuhren um 8,3 Prozent auf 195,1 Milliarden Dollar (177 Mrd. Euro) gesunken. Auch die Importe gaben um 8,1 Prozent auf 152,1 Milliarden Dollar (138 Mrd. Euro) nach.

"Die Wirtschaftskraft Chinas ist nach wie vor sehr stark, aber seit etwa zwei Jahren ist eine Abschwächung der Konjunktur zu erkennen", erklärt Charlotte Thell, Analystin der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB), im Gespräch mit dem KURIER. "Um kurzfristig einen wirtschaftlichen Impuls und einen positiven Effekt auf die Handelsbilanz zu erzeugen, ist die Abwertung des Yuan eine vernünftige Maßnahme, mittelfristig werden sich aber auch die Importe verteuern." Dazu muss man wissen, dass die OeKB im Auftrag der Republik Österreich heimische Exporte gegen wirtschaftliche und politische Risiken versichert – aber nicht gegen Währungsrisiken.

3,4 Milliarden Euro

Der Hauptmarkt der Versicherungsleistung der OeKB ist Russland, Platz zwei nimmt China ein. So wurden 2014 österreichische Waren im Wert von 3,4 Milliarden Euro ins Reich der Mitte geliefert, für ein Exportvolumen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bürgt die OeKB. Zur Erklärung: Im Gegensatz zu privaten Kreditversicherern darf die staatsnahe OeKB in der EU keine kurzfristigen Exportabsicherungen (von bis zu zwei Jahren) anbieten. Laut EU würden solche staatlichen Garantien den Wettbewerb stark verzerren.

Zurück zu China. "Um das Wohlstandsniveau der vergangenen Jahre zu halten, bräuchte China ein Wirtschaftswachstum von sieben Prozent", sagt Thell. Dieses Wachstumsziel des Pekinger Staatsrates sehen viele Experten stark gefährdet. Nicht zuletzt durch den Absturz der chinesischen Börsen im Juni und Juli um bis zu 30 Prozent. Vor allem die ausländischen Autohersteller, darunter BMW, Ford und VW, bekamen umgehend die Rechnung präsentiert. Im Juli sank der Absatz in China um 7,1 Prozent auf 1,5 Millionen Fahrzeuge. Das ist der stärkste Rückgang seit zweieinhalb Jahren. China spielt aber auch für die österreichische Import-Wirtschaft eine sehr wichtige Rolle. Nach Deutschland und Italien nimmt China Rang drei bei den Einfuhren nach Österreich ein. 2014 wurden Waren im Wert 7,3 Milliarden Euro aus China importiert.

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