„Viele Leute daheim haben nichts zu essen“

„Viele Leute daheim haben nichts zu essen“
Griechen in Wien demonstrieren und kämpfen weiter gegen die Ungerechtigkeit.

Solidarität mit Griechenland!“ Die Aussage der Demonstration vor der griechischen Botschaft in Wien ist klar. Wegen einiger Protestierenden verbarrikadieren neun Polizisten den Eingang mit Metallgittern. Die klirrende Kälte fährt den Griechen in die Knochen und der Schneesturm beißt immer heftiger. Viele tragen keine Handschuhe.

Trotzdem halten sie Plakate hoch, mit denen sie ihrem Unmut über die Sparmaßnahmen der griechischen Regierung Luft machen wollen. Europa ohne Griechenland ist wie ein Kind ohne Geburtsurkunde steht auf einem. „Viele Griechen haben nur noch 400 Euro Grundgehalt, aber die Preise der Lebensmittel bleiben gleich“, sagt Giannis Pap (21), Student in Wien. Das Vertrauen in die Herrschenden haben er und seine Freunde schon lange verloren. Doch auch die Medien sind ein rotes Tuch. „In Griechenland versuchen sie ein falsches Bild zu vermitteln“, klagt Charis A. (20) „Mir persönlich geht es nicht schlecht, aber daheim gibt es zirka 300.000 Obdachlose. Viele Leute haben nichts zu essen. Das betrifft viele Familien“, sagt er weiter.

 

Heimweh

Griechische Musik ertönt. „Sie singen: Traue der Regierung nicht, denn sie macht nicht das, was du dir wünscht“, übersetzt Giannis Pap in gebrochenem Deutsch. Die Bilder von bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Athen seien zum Teil „von der Polizei inszeniert“, glaubt BWL-Student Spyros Menelaou (21). „Ich denke, es gibt auch bezahlte Gruppen, die alles für die Medien aufbauschen.“

Dennoch vermisst Spyros sein Heimatland. „Griechenland fehlt mir sehr. Ich bin dort aufgewachsen.“ Auch die Atmosphäre macht dem Halb-Griechen zu schaffen. „Meine Eltern leben beide in Griechenland. Ich bin es gewohnt, dass die Griechen immer fröhlich und locker sind. Wenn ich jetzt nach Hause komme, sind alle so traurig.“

Zukunftsangst

Eine junge Frau verzieht ihr Gesicht. Deutsch kann die schüchterne Griechin nicht gut. „Sie war Austausch-Studentin in Wien und muss morgen zurück in die Heimat. Das nimmt sie ziemlich mit. Sie ist traurig“, erklärt Spyros Menelaou.

Eine Rückkehr können sich viele jetzt noch nicht vorstellen. Architektur-Studentin Eva Gianna (19) möchte vorerst lieber in Wien bleiben. „Wenn man in Griechenland so wenig Geld verdient wie zurzeit, dann gehe ich nach der Uni sicher nicht zurück. Auch meine Eltern spüren die Sparmaßnahmen.“

Die Hoffnung haben die Demonstranten noch nicht verloren. Sie kämpfen weiter gegen die Ungerechtigkeit. So wie an diesem Winterabend gegen die Eiseskälte.

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