Finanzberater steht das Wasser bis zum Hals

Die Kunden von Ertrag & Sicherheit bangen um viele Millionen
In 300 Zivilprozessen fordern Anleger vom Grazer Finanzberater Ertrag & Sicherheit mehrere Millionen Schadenersatz.

"Als Ertrag & Sicherheit gegründet wurde, hatten wir eine Vision. Die Vision war Privatanlegern und Sparern die gleichen Möglichkeiten der Geldanlage zu schaffen, wie es zum Beispiel Versicherungen und Banken haben", heißt es auf der Homepage des Grazer Vermögensberaters, der angeblich 3000 Vermittler in Österreich, Tschechien, Polen und er Slowakei beschäftigt. E&S "kooperiere ausschließlich mit den größten und renommiertesten Investmentgesellschaften und Banken der Welt nach dem Motto: "Nur die Besten sind gerade gut genug!"

Doch der Finanzdienstleister dürfte in den vergangenen Jahren bei zumindest drei Produkten, die er seinen Kunden vermittelte, danebengegriffen bzw. massiv Pech gehabt haben: bei den deutschen Shedlin-Fonds, beim Verkauf bestehender Lebensversicherungen an die Nürnberger Halebridge Asset Management sowie bei Gold-Investments bei der deutschen Firma EVVE. Letztere Veranlagung entpuppte sich als mutmaßlicher Anlagebetrug. Geschätzter Schaden: 90 Millionen Euro. Ertrag & Sicherheit wurde angeblich hinters Licht geführt und sei selbst Opfer.

Halebridge musste auf Anordnung der deutschen Finanzmarktaufsicht BaFin ihr gesamtes Geschäftsmodell, das als "unerlaubtes Bankgeschäft" eingestuft wurde, einstellen. Und die Shedlin-Fonds "Middle East Medical Care 1 und 2" entpuppten sich als Desaster. Die Gelder (80 Millionen Euro) sollen u.a. in einem dubiosen Krankenhausprojekt in Abu Dhabi versandet sein.

Kein Wunder also, dass der Ertrag & Sicherheit Vermögensberatung GmbH das Wasser bis zum Hals steht. "Es sind rund 300 Prozesse von Anlegern gegen die österreichische Gesellschaft anhängig", bestätigt E&S-Anwalt Johannes Zink von der Kanzlei Held Berdnik Astner & Partner (hba) auf Anfrage des KURIER. Der Streitwert beträgt etwa fünf Millionen Euro. Klagen über weitere fünf Millionen Euro Schaden haben Anlegeranwälte gegenüber E & S bereits angekündigt.

Streit mit Haftplicht-Versicherung

"Unser Problem ist, dass die gesetzliche Haftpflichtversicherung die Deckung etwaiger Anlegerschäden verweigert", sagt Anwalt Zink. Dem Vernehmen nach führt die Versicherung ins Feld, dass E&S ihren Kunden hochspekulative Finanzprodukte vermittelt hat, die nicht vom Versicherungsvertrag umfasst sind. Der Prozess mit der Versicherung läuft bereits seit neun Monaten, ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Die Klagsflut der frustrierten Anleger kostete die Grazer bisher rund zwei Millionen Euro. Unklar ist, wie lange E&S finanziell noch durchhält. Im schlimmsten Fall droht die Insolvenz.

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