Umweltschutz kurbelt Wirtschaft an

Österreichs Umwelttechnikbranche hat die Krise gut bewältigt. Jetzt soll es noch steiler bergauf gehen.
Umwelttechnik soll bald wieder Rekord-Wachstum erreichen, Kritiker monieren Arbeitsbedingungen.

Nicht nur der Umwelt tut US-Präsident Donald Trump mit seiner Abkehr vom Klimaschutz keinen Gefallen, auch der Wirtschaft erweist er damit einen Bärendienst. Denn der Umweltschutz zählt zu einem der stärksten und robustesten Wachstumsbereiche der Wirtschaft. Die deutsche Wirtschaft vermeldete vor kurzem ein starkes Plus in diesem Bereich, in Österreich ist die Lage noch besser. "Der österreichische Anteil am Welthandel mit Umweltprodukten liegt bei 1,5 Prozent", sagt Axel Steinsberg, Experte für Umwelt- und Energiepolitik in der Wirtschaftskammer Österreich.

Während viele andere Länder während und nach der Wirtschaftskrise Anteile verloren haben, konnte Österreich seine halten. Acht Prozent betrug das Wachstum der heimischen Wirtschaft in ihren besten Zeiten in der Umwelttechnik, der weltweite Schnitt liegt bei sechs Prozent. "Derzeit liegen wir bei vier Prozent, aber das ist im internationalen Vergleich immer noch gut", sagt Steinsberg. Das Wachstum ziehe wieder an und steige, in den kommenden Jahren werde man wieder das alte Niveau erreichen.

Ungewollter Effekt

Das Geschäft mit dem Umweltschutz unterteilt sich in zwei Bereiche, in Industrie und Dienstleistungen. In beiden ist Österreich stark. Die Umwelttechnikindustrie stellt vor allem Anlagen für Abfall, Luft, Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen her. Sie exportiert rund zwei Drittel ihrer Produkte. Die Dienstleister bieten vor allem Umweltberatung für Unternehmen und Institutionen an, etwa wie man richtig Energie spart, Abfall trennt oder Energiemanagementsysteme aufsetzt. Dieser Bereich exportiert rund ein Drittel.

Einen ungewollten Anteil am Erfolg hat auch die heimische Legislative. Die strenge Gesetzgebung im Umweltbereich – wie das rigorose Energieeffizienz-Regime – die die Gesamtwirtschaft belastet, verhilft der Umwelttechnik zu vollen Auftragsbüchern. "Man darf aber die Verflochtenheit von beiden Bereichen nicht vergessen", sagt Steinsberg. Wenn man dem einen zu sehr schade, um dem anderen zu helfen, tue man beiden nichts Gutes.

"Die österreichische Umwelttechnik-Industrie gehört zu den innovativsten der Welt und genießt international einen sehr guten Ruf", heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Globale Entwicklungen wie der Klimawandel, das weltweite Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung würden den Bedarf antreiben. Das Wachstum könnte sich in Zukunft also beschleunigen.

Doch auch im Umweltbereich ist nicht alles Gold, was glänzt. "Es gibt zwar ein Wachstum, aber von einem Jobmotor oder Wirtschaftswunder kann keine Rede sein", sagt Sylvia Leodolter, Leiterin der Abteilung Umwelt und Verkehr in der Arbeiterkammer Wien. Man müsse sich bei dem Thema die Frage stellen, ob die Nettobeschäftigung steige oder ob es sich nur eine Verschiebung von Jobs von einer Branche in die andere handle. Dem Bild vom gut verdienenden Umwelttechniker in einer umweltfreundlichen Branche entsprechen weniger als zehn Prozent der von der Politik als "Green Jobs" bezeichneten Arbeitsplätze in Österreich, so Leodolter. Der Großteil der Green Jobs seien klassische Arbeitsplätze, wie etwa Verkäuferinnen im Einzelhandel, von denen tausende als Green Jobber gezählt werden, weil sie Bio-Joghurt in Regale schlichten. Weiters müsse man sich die Qualität der Jobs, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung anschauen, sagt Leodolter. "In der Forschung gibt es teilweise gut bezahlte Jobs mit guten Arbeitsbedingungen, aber das ist nicht überall so." Die Darstellung der Branche seitens der Politik habe sich in letzter Zeit aber gebessert und sei nicht mehr so überschwänglich.

Starthilfe

Unternehmen, die sich in Umweltbelangen engagieren, lässt der Staat nicht alleine. Die Außenwirtschaft Österreich bietet Initiativen und Studien über die Exportmärkte an. Dazu kommen wirtschaftspolitische Delegationen mit Bundespräsidenten, Kanzler oder Minister. Weiters gibt es Cluster – wie in Oberösterreich und der Steiermark – und Fördereinrichtungen.

Seit 1993 hat sich laut Wirtschaftsministerium die Zahl der Beschäftigten in der Branche auf rund 41.400 Personen verdreifacht. Insgesamt sind in dem Sektor 2500 heimische Unternehmen aktiv. Der Umsatz beträgt 12,3 Milliarden Euro, was ein Anteil von drei Prozent am Bruttoinlandsprodukt ist. Zu den bekanntesten Unternehmen zählen Andritz, Fronius, GE Jenbacher, voestalpine, Voith und Welser Profile. Die wichtigsten Exportmärkte sind vor allem die EU-Staaten, aber auch der Nahe Osten, USA und Kanada.

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