Umfrage: Österreicher wollen keinesfalls zum Schilling zurück

Umfrage: Österreicher wollen keinesfalls zum Schilling zurück
Drei Viertel rechnen damit, auch künftig in Euro zu zahlen. Selbst wenn die Euro-Zone auseinanderbricht, sollte Österreich nicht zum Schilling zurück, sagt die Mehrheit.

Als Wahl, die nicht nur über das Schicksal eines Landes, sondern auch über das des Euro entscheidet – so wird der Urnengang am Sonntag in Griechenland in ganz Europa gewertet. Wie sehen die Österreicher die Zukunft der EU- Währung? Nicht so schwarz. Mit 74 Prozent meint eine sehr große Mehrheit, dass sie auch in den kommenden Jahren in Euro zahlen werden. "Die Österreicher wollen eindeutig beim Euro bleiben. Das liegt auch daran, dass es keine ernsthafte ,Rückkehr zum Schilling"-Diskussion gibt", analysiert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Selbst das Gros der FPÖ-Sympathisanten wolle den Schilling nicht wieder haben. Anders liegt der Fall, wenn die Euro-Zone tatsächlich zerbricht: Griechenland kehrt nach dem Wahlsonntag zur Drachme zurück und in der Folge kippen auch andere Südländer im Domino-Verfahren aus der Euro-Zone. In diesem Szenario greift "Straches Anti-EU und Anti-Euro-Propaganda" (Bachmayer): 58 Prozent der Blau-Anhänger sind dann dafür, den Schilling wieder einzuführen. Die Mehrheit der Österreicher will aber auch unter diesen Bedingungen nicht vom Euro lassen.

Stammtisch applaudiert

Umfrage: Österreicher wollen keinesfalls zum Schilling zurück

Für europaweite Aufregung in Sachen Euro hat ÖVP-Finanzministerin Maria Fekter vergangene Woche gesorgt – mit ihrem Negativ-Befund für Italien: "Es kann sein, dass es auch da zu Hilfsunterstützungen kommen kann." Nicht nur der italienische Ministerpräsident Monti war außer sich (Fekters Aussagen seien "vollkommen unangemessen"), auch Frankreichs Präsident Hollande und Österreichs Kanzler Faymann tadelten sie. Wie bewertet die Bevölkerung Fekters Ausdrucksweise, mit der sie schon öfter in die Schlagzeilen gekommen ist? Eine knappe Mehrheit von 42 Prozent befindet, sie disqualifiziere sich damit nicht als Finanzministerin, 38 Prozent halten ihre Art aber für unangemessen. Bachmayer: "Für viele Menschen sagt Fekter wenigstens, was sie sich denkt; sie redet nicht um den heißen Brei herum. Bei den Bürgern macht sie sich damit nicht so unbeliebt wie bei Eliten." In den vergangenen Jahren sei punkto Euro ja von Politikern beschwichtigt worden, so der OGM-Chef – "und dann kam es anders".

ÖVP-Fans stehen zwar mehrheitlich hinter Fekter, mit 38 Prozent von ihnen goutieren auffällig viele ihren Jargon aber nicht. Bachma­yer: "Das sind Wähler der Wirtschaftspartei ÖVP, die die möglichen finanzpolitischen Folgen solcher Äußerungen erkennen. Mit diesen hat die Ministerin ja die Börsen auf Talfahrt geschickt."

Krisengewinner

Und wie steht es um die gesamte Regierung? Besser als vor Monaten. SPÖ und ÖVP haben leicht zugelegt; die Roten kommen derzeit auf 29 Prozent, die Schwarzen auf 25. "Damit sind sie gemeinsam wieder deutlich über der 50-Prozent-Grenze", sagt Bachmayer. Im Jänner und März dieses Jahres mussten die Koalitionsparteien um die parlamentarische Mehrheit bangen. Damals brachten sie es im Doppelpack auf nur 51 bzw. 52 Prozent. "Dass sie zugelegt haben, liegt vor allem an der Schwäche der FPÖ. Die lag schon deutlich besser. Sie hat zu einem guten Teil wegen der Affäre Graf verloren", erläutert Bachmayer.

Besser als zu Jahresbeginn steht auch Faymann da. Er kommt bei der Kanzlerfrage auf 23 Prozent (im Jänner 19 Prozent). Bachmayer: "Er profitiert von der Verbesserung der SPÖ und guter eigener PR-Arbeit. Und er hält sich aus Konflikten heraus, er moderiert eher." Warum hat auch Vizekanzler Michael Spindelegger leicht dazugewonnen? "Die schwere Krise wegen Korruptionsaffären ist durch Konsequenzen wie die Transparenzgesetze überwunden." Strache habe wegen Martin Graf Zuspruch eingebüßt: "Wegen ihm leiden Partei und Parteichef." Bemerkenswert ist für Bachmayer, "dass bei der Sonntagsfrage vier Prozent andere Parteien nennen als jene, die im Parlament sind. Dieser Wert hat sich verdoppelt. Das zeigt, dass Piraten & Co. in den Köpfen der Wähler schon eine Rolle spielen."

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