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Aus für den Euro-500er: Tod auf Raten

Aus für den Euro-500er: Tod auf Raten
Kampf gegen Schwarzgeld: EZB zieht wertvollste Scheine nach und nach aus dem Verkehr.

Es kommt so, wie erwartet: Dem wertvollsten Euro-Geldschein wird der Garaus gemacht. Der Widerstand von Österreich und Deutschland war zwecklos. Sie wurden im höchsten Gremium der Europäischen Zentralbank überstimmt. Die Währungshüter wollen Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Steuerflucht dadurch erschweren, indem die 500-Euro-Banknote von der Bildfläche verschwindet. Bis es so weit ist, werden aber noch etliche Scheine die Besitzer wechseln:

Auslaufen

Der 500er wird nicht an einem Stichtag eingezogen, sondern läuft aus. Der erste Schritt: Ab Ende 2018 werden keine neuen 500er mehr in Umlauf gebracht. Ab dann werden Scheine, die zur Notenbank zurückkehren, nicht mehr ersetzt.

Zahlungsmittel

Als offizielles Zahlungsmittel sollen die 500er für einen längeren Zeitraum weiterhin gültig bleiben.

Umtausch

Danach wären die lila Scheine aus dem Zahlungsalltag verschwunden. Wer in Omas Kommode auf Restexemplare stößt, könnte sie zeitlich unbegrenzt bei der Notenbank umtauschen.

Hohe Umtauschkosten

Der Aufwand für die Aktion ist beträchtlich. Schließlich müssen deutlich mehr Zweihunderter und Hunderter gedruckt und in Umlauf gebracht werden. Die Mehrkosten werden auf 500 bis 600 Millionen Euro geschätzt. Obendrein fallen höhere Kosten für den Transport und das Bargeld-Handling an. Angesichts dieses Kosten-Nutzen-Verhältnisses halte er die Abschaffung für nicht gerechtfertigt, betonte Österreichs Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny. Er befürchtet, dass Menschen dadurch verunsichert werden und irrtümlich annehmen, jetzt werde das Bargeld generell abgeschafft: „Die Diskussion ist völlig unberechtigt, aber sie ist da.“ Anders sieht dies VP-Staatssekretär Harald Mahrer: „Die Diskussion wird nicht ehrlich geführt. In Wahrheit geht es darum, Bargeld schrittweise abzuschaffen, um Negativzinsen leichter an die Bürger weitergeben zu können.“

Was spricht überhaupt für die Abschaffung?


Gewichtige Gründe

Illegale Aktivitäten werden so buchstäblich erschwert. Die Aktentasche reicht dann nicht mehr, um eine Million in bar zu transportieren – es wird dafür schon eine sehr große Sporttasche nötig sein.

Otto Normalzahler

Im Alltag ändert sich, außer beim Autokauf, wohl kaum etwas. Die 500er und 200er werden schon jetzt im Handel vielfach nicht akzeptiert.
Gegen die Abschaffung spricht neben den Kosten:

Sicherer Wert

Bargeld dient nicht nur zum Bezahlen, sondern auch zur Wertaufbewahrung. Gerade bei Null- und Negativzinsen wird Cash im Tresor attraktiv. Bei ausländischen Notenbanken ist der Euro zudem als Reservewährung sehr gefragt.

Alternativen

Kriminelle werden nicht plötzlich geläutert sein, weil es den 500er nicht mehr gibt. Sie können jederzeit auf kleinere Scheine, Bitcoins, Gold oder Diamanten ausweichen. Oder Franken: Die Schweizer Nationalbank hat bereits klargemacht, dass sie überhaupt nicht daran denkt, ihren 1000-Franken-Schein abzuschaffen. Es gebe keine Hinweise, dass ein Verbot des 500er Geldwäsche und Terrorismus erschwert, sagte auch OeNB-Direktor Kurt Pribil der ZiB.

Nachgefragt bei ...

Wann hatten Sie zuletzt einen 500er in Händen? Sind Sie für die Abschaffung?

Aus für den Euro-500er: Tod auf Raten
Austrian working council Arbeiterkammer president Rudolf Kaske addresses a news conference in Vienna, Austria, April 15, 2016. REUTERS/Heinz-Peter Bader
Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske:
„Ich habe erst ein Mal einen 500-Euro-Schein in Händen gehabt. Zu Beginn 2002, ganz am Anfang bei der Einführung des Euro-Bargeldes, habe ich mir ein Euro-Set angeschafft – aus Interesse am Neuen. Irgendwann ist der Fünfhunderter dann auf dem Sparbuch gelandet. Bargeld ist als gesetzliches Zahlungsmittel unverzichtbar und muss es auch bleiben. Letztlich trägt Bargeld auch zur Schaffung von Identität bei. Aber den 500-Euro-Geldschein würde ich nicht vermissen.“
Aus für den Euro-500er: Tod auf Raten
Janina Havelka-Janotka MBA Geschäftsführerin Auto-Havelka Kfz-Handels- u. Reparatur GesmbH
Autohaus-Eigentümerin Janina Havelka:
„Ich hatte erst heute Früh einen 500er in der Hand. Bei uns wird täglich damit bezahlt, vor allem von älteren Menschen. Auch für Anzahlungen oder wenn’s rasch gehen und das Auto gleich mitgenommen werden soll, ist Bargeld beliebt. Ich verstehe nicht, was die Abschaffung bringen soll, wir sind nicht happy. Für uns wird das Zählen aufwendiger. Wenn, dann könnte der Zweihunderter abgeschafft werden, den sieht man nie. Ich persönlich glaube, der wahre Grund ist, dass man mehr elektronisch abwickeln will, um den Datenverkehr zu überwachen.“
Aus für den Euro-500er: Tod auf Raten
Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender der Bank Austria,
Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil:
„Der 500-Euro-Schein ist sicher kein alltägliches Zahlungsmittel, daher benutze ich ihn auch eher selten. Als Bank können wir gut mit und ohne 500-Euro-Schein leben. Entscheidend sind für uns die Bedürfnisse unserer Kunden. Die Kunden, aber auch wir sind hier an die Entscheidungen der Notenbank gebunden. Bedenklich wäre es nur, den Besitz von Fünfhundertern unter Generalverdacht zu stellen. Denn bei größeren Beträgen muss unabhängig von den vorgelegten Banknoten ohnehin die Mittelherkunft geprüft werden.“

Vom Fünfhunderter sind derzeit 594 Millionen Stück im Umlauf. In Österreich sind es geschätzte sieben Millionen.

Der 500er steht mengenmäßig für 3,2 Prozent aller Euro-Banknoten. Der 200er ist mit 1,1 Prozent viel seltener.

Wertmäßig machen alle ausgegebenen 500er 297 Milliarden aus – 27,8 Prozent des Wertes aller Euro-Geldscheine. Auf mehr kommt nur der Fünfziger (39 Prozent bzw. 417,9 Milliarden Euro).

Der Schein ist lila und zeigt moderne Architektur des 20. Jahrhunderts. Die genauen Abmessungen: 160 x 82 x 0,12 mm.

Das Gewicht: 1,1 Gramm. Eine Million Euro in 500ern wiegt 2,2 Kilo.

56 Prozent der Einwohner des Euroraums haben noch nie einen 500-Euro-Schein gesehen – das hat eine EZB-Untersuchung ergeben.

Der Wert des Bargeldes, das durch Geldwäsche in den legalen Wirtschaftskreislauf gelangt, kann naturgemäß nur geschätzt werden. Es sollen umgerechnet jährlich bis zu einer Billion Euro sein.

Vom US-Dollar ist der Schein mit dem höchsten Wert der 100er (etwa 87 Euro), vom britischen Pfund der 50er (63,2 Euro). Vom japanischen Yen gibt es 10.000er-Scheine, die aber nur knapp 82 Euro entsprechen. Vom Schweizer Franken gibt es dagegen auch Tausender (rund 910 Euro).

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