Tierärzte, Anwälte und Notare wehren sich gegen Großinvestoren

Streit um die Frage, ob Finanzinvestoren bei Praxen einsteigen dürfen
Branchenvertreter warnen vor der Einflussnahme von Investoren und steigenden Preisen.

Ärzte, Anwälte und Apotheker sind not amused, ihre Standesvertreter schlagen wegen der geplanten wirtschaftlichen Liberalisierung ihrer Berufsstände Alarm. Sie wollen nicht, dass sich Kapitalinvestoren an ihren Praxen und Kanzleien beteiligen dürfen. "Wenn sich eine Pharmafirma an einer Praxis beteiligt, hätten Sie dann nicht das ungute Gefühl, dass Ihnen Medikamente unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung verschrieben werden?", fragt Kurt Frühwirth, Präsident der Bundeskonferenz der Freien Berufe Österreichs, etwas polemisch.

Hintergrund der Aufregung ist die vor einem Jahr von der Regierung beschlossene Verwaltungsvereinfachung. Diese zielt auch darauf ab, dass sich künftig Konzerne und Kapitalgesellschaften an heimischen Praxen und Kanzleien beteiligen können. Laut Berechnungen im Auftrag der Regierung würde das Investorengeld das Wirtschaftswachstum um 0,3 Prozentpunkte ankurbeln und damit 880 Millionen Euro und 6000 Jobs bringen.

"Völlig überzogen"

Friedrich Schneider, Professor an der Johannes Kepler Universität Linz, bezeichnet diese Rechnung als "völlig überzogen". Sein Kollege Stefan Jenewein findet es überhaupt "gewagt", zu glauben, dass der Konsument von einer Liberalisierung profitieren würde. Jenewein: "Zusammenschlüsse führen zu weniger Wettbewerb, zu Monopolisierung und damit oft zu höheren Preisen."

Unter Veterinärmedizinern sorgt derzeit die schwedische AniCura-Gruppe für Gesprächsstoff, die in mehreren Ländern Tierarztpraxen und -kliniken betreibt. Zu den Investoren hinter der Gruppe gehören unter anderem die Investmentfonds Nordic Capital und Fidelio Capital. Frühwirth, selbst Präsident der Tierärztekammer, sieht – sofern die Liberalisierung kommt – auch hier die Gefahr einer Monopolbildung.

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