Teures Euro-Ende: Angst vor Spekulationsattacken

Teures Euro-Ende: Angst vor Spekulationsattacken
Politiker und Manager kämpfen für den Euro. Es drohen Rezession und Angriffe auf die dann viel kleineren Währungen.

In einem zentralen Befund sind sich Wirtschaftsexperten, die meisten Politiker sowie Top-Manager in Österreich, aber auch in Deutschland einig: Ein Euro-Ende käme extrem teuer.

Für Deutschland prognostiziert der Wirtschaftsweise Lars Feld bei einem Auseinanderbrechen des Euro eine massive Krise samt einem Kollaps der Konjunktur um bis zu zehn Prozent. Ein ähnliches Horror-Szenario mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 140.000 Betroffene und einem Schrumpfen der Wirtschaft um 32 Milliarden Euro in nur einem Jahr (2014) hat das WIFO in Wien vorgelegt – der KURIER berichtete als erste Zeitung.

Bundeskanzler Werner Faymann griff die alarmierende Botschaft in Alpbach auf und warnte unter anderem vor massiven spekulativen Angriffen, sollte der Schilling wieder eingeführt werden müssen. Faymann: "Wir müssen den Euro gegen Spekulationsattacken schützen. Wir haben eine hohe Beschäftigung. Das setzt man nicht aufs Spiel." Kommissionspräsident Jose-Manuel Barroso betonte die Notwendigkeit weiterer Integrationsschritte in Europa – etwa Richtung Bankenunion. Der Portugiese sprach auch von einem "sozialen Notfall" in Ländern, in denen die Jugendarbeitslosigkeit unerträglich hoch sei.

Integration vertiefen

Top-Manager wie Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, OMV-General Gerhard Roiss oder REWE-Boss Frank Hensel kritisieren in Alpbach das "katastrophale politische Management der Schuldenkrise", sie wollen aber auch um nahezu jeden Preis am Euro festhalten. Hensel sagte: "Auf sich allein gestellt sind die heutigen Euro-Länder stark gefährdet. Selbst Deutschland würde von der Welt überrollt werden."

Ähnlich Roiss, der stolz ist auf die Errungenschaften in Österreich, jedoch betont: "Wir sind nur ein Winzling. Gestalten können wir etwas in der Welt nur als Europäer." Und Andreas Treichl möchte seine Enkelkinder nicht in einer Welt aufwachsen wissen, die nur von "Russen, Amerikanern und Chinesen" bestimmt wird. Treichl: "Ich will eine Welt, wo europäische Werte eine Rolle spielen." Die Debatte über weitere Integrationsschritte in Richtung der "Vereinigten Staaten von Europa" läuft vor allem auf der politischen Ebene. Barroso dämpfte Erwartungen bzw. Befürchtungen, dass solch eine EU-Vertiefung rasch zu bewerkstelligen sei. Auch Außenminister Michael Spindelegger weiß, dass es im Minimum drei bis fünf Jahre dauert, bis sein Vorschlag zum Ausschluss von Euro-Ländern in einem neuen EU-Vertrag Platz finden könnte. OMV-Vorstandschef Roiss ist da voll Pragmatiker: "Bis zu den Vereinigten Staaten von Europa dauert es wahrscheinlich noch zwei, drei Krisen."

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