Stromimport-Boom: Kraftwerken fehlt Wasser

Stromimport-Boom: Kraftwerken fehlt Wasser
Kaum Regen, Wind und Sonne: Österreichs Kraftwerke produzieren heuer wenig. Teurer wird Strom deswegen aber nicht.

Die Dauernebelsuppe, die in den tiefen Lagen Österreichs seit vielen Wochen für trostlose Stimmung sorgt, betrübt auch die heimischen Ökoenergie-Fans. Die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergieanlagen ist gering. Dafür boomen die Stromimporte, die jede Menge Atomstrom ins Land bringen.

"Ob Wasser, Wind oder Sonne, überall gibt es schwache Werte", fasst Stefan Zach, Sprecher des niederösterreichischen Landes-Energiekonzerns EVN, die Situation zusammen. Seit Jänner ist die Stromproduktion aus Wasserkraftwerken um acht Prozent unter das Vorjahresniveau gesunken. Besonders dramatisch zeigt sich das Fehlen des Windes: In Niederösterreich etwa wurden im November statt der üblichen 8000 bis 9000 Megawattstunden (MWh) Strom an guten Tagen, nur zwischen null und 3200 MWh erzeugt.

Auch bei der Fotovoltaik schaut es düster aus. Insgesamt sank die Stromproduktion aus Ökoenergien (ohne Großwasserkraft) heuer um sechs Prozent. Der sonst übliche Ausgleich durch höhere Erzeugung in Wärmekraftwerken funktioniert heuer auch nicht. Denn die Gaspreise sind zu hoch, um die Wärmekraftwerke wirtschaftlich zu fahren. Also ist auch die Stromproduktion in diesen Kraftwerken gesunken: minus sechs Prozent laut Statistik der Energiemarktaufsicht E-Control.

Einfuhren

Bei den Stromimporten nähern sich die Energieversorger heuer Rekordwerten: Allein von Jänner bis Ende Oktober (neuere Daten liegen noch nicht vor) wurde mit 19.300 Gigawattstunden um 21 Prozent mehr Strom importiert als im Vorjahreszeitraum. Das bisherige Spitzenimportjahr war 2008 mit 21.700 Gigawattstunden. Die größten Importmengen kommen aus Deutschland und Tschechien - wohl auch aus dem umstrittenen Atomkraftwerk Temelin.

Stabile Preise

Dass die heimische Stromerzeugungsknappheit die Preise in die Höhe schnellen lässt, brauchen die Verbraucher aber nicht befürchten. "In anderen europäischen Staaten - etwa Norwegen, aber auch in Spanien - war die Wetterlage anders. Dort hat es genug geregnet und es gab genug Sonne", sagt Johannes Mayer, Leiter der Volkswirtschaft in der E-Control. Der Strompreis wird nicht im Inland gemacht, sondern hängt von der Entwicklung an der europäischen Strombörse ab. Und dort zeigt sich heuer nur wenig Aufwärtstrend. Für EVN-Sprecher Zach macht der heurige Ausfall an Ökostrom deutlich, wie wichtig zusätzliche Speicherkraftwerke wären. Die EVN suche derzeit einen Platz dafür.

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