Strom aus der Sonne für Stahl ohne Kohle

Langfristig ist die klassische Stahlproduktion vorbei.
Der Stahlkocher voestalpine arbeitet mit dem Verbund an einer neuen Technologie.

"Da muss ich Sie bitten, die Frage in zehn Jahren meinem Nachfolger zu stellen." voestalpine-Chef Wolfgang Eder, an sich nie um eine Antwort verlegen, musste am Mittwoch bei einer Journalisten-Frage passen: Wie viel die Tonne Stahl kostet, wenn sie künftig CO2-frei erzeugt wird, sei derzeit absolut nicht einzuschätzen.

Zum Projekt selbst, das der heimische Stahlkocher gemeinsam mit dem Wasserkraft-Riesen Verbund umsetzen will, ist der Voest-Boss gesprächiger. Konkret geht es um nicht weniger als einen völligen Technologiewandel in der energieintensiven Stahlerzeugung. Statt Kohle soll in Zukunft Wasserstoff zur Reduktion von Eisenerz zu Eisen im Hochofen eingesetzt werden.

Wasserstoff, der derzeit unter hohem CO2-Ausstoß durch die Umwandlung von Erdgas produziert wird, soll dafür dann durch ein Elektrolyse-Verfahren mit Strom aus Wasser CO2-frei hergestellt werden. Der benötigte Strom soll aus Wasserkraft, Wind und Sonne kommen.

Neue Klimaziele

Hintergrund sind die verschärften Klimaziele der EU, die den CO2-Ausstoß bis 2030 um 40 Prozent senken will. Eder: "Wasserstoff ist der einzige realistische Weg für die Stahlerzeugung." Der Weg ist allerdings noch recht lang: Eder rechnet mit einer Umstellung auf Wasserstoffbasis frühestens in 15 Jahren, es könnte aber auch noch 20 oder 25 Jahre dauern.

Die Entscheidungen für die neue Technologie müssen aber, betonen Eder und Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, jetzt fallen. Dafür müsse die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, etwa mit erhöhter Forschungsförderung oder Steuervorteilen für Investitionen.

Für das Megaprojekt selbst bauen voestalpine und Verbund eine Pilotanlage für die Wasserstoff-Produktion am Stahlstandort Linz, die Ende 2018 in Betrieb gehen soll. Außerdem wird in Donawitz eine große Fotovoltaik-Anlage gebaut.

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