Millionen-Pleiten in Obstbranche erweisen sich als schwere Brocken

Insolvenzverwalter wollen Steirerfrucht und Apfel-Land fortführen und 113 Jobs retten. Obstbauern sind sich nicht einig.

Die Millionen schweren Insolvenzen des Obst-Großhändlers Steirerfrucht und des Verpackers Apfel-Land haben in der Steiermark ein mittelgroßes Erdbeben ausgelöst. Wie berichtet sind 113 Arbeitsplätze von den beiden Pleiten betroffen, die Gesamt-Verbindlichkeiten betragen mehr als 36 Millionen Euro. Hauptgläubiger ist die Raiffeisenlandesbank Steiermark. Die Verbindlichkeiten der Steirerfrucht haben einen Liquidationswert in Höhe von 24,212 Millionen Euro, davon entfallen 12,81 Millionen Euro auf Banken. Letzere sind in HÖhe von 6,989 Millionen Euro besichert. Die Verbindlichkeiten der Apfel-Land betragen 12,354 Millionen Euro, davon entfallen 8,022 Millionen Euro auf Banken. Diese sind in dieser Höhe zur Gänze besichert.

Seit vergangenem Freitag arbeiten die beiden Insolvenzverwalter Herbert Ortner (Steirerfrucht) und Paul Wuntschek (Apfel-Land) auf Hochtouren. „Ich sehe bereits ein Licht. Das Verfahren ist auf eine Fortführung ausgerichtet und wir sind auch dran, das Unternehmen definitiv zu erhalten“, sagt Steirerfrucht-Insolvenzverwalter Herbert Ortner zum KURIER. „In erster Linie benötigen wir ganz schnell eine Fortführungsfinanzierung und dazu haben wir heute, Montag, Gespräche mit der Raiffeisenlandesbank." Nachsatz: "Und am Dienstag ist die große Betriebsversammlung mit den Mitarbeitern, um sie zu informieren.“

Obstbauern nicht einig

Zugleich wird es Gespräche mit der OPST, der Obst Partner Steiermark geben, der Vereinigung der Obstbauern. „Richtig ist, dass ich gehört habe, dass es eine Uneinigkeit geben soll“, sagt Ortner. „Wir werden mit den Obstbauern persönlich sprechen. Wenn wir mit den Obstbauern nicht einig werden sollten, dann werden wir schnell Alternativen suchen müssen.“ Nachsatz: „Es macht auch Sinn, die Obstbauern darüber dazu informieren, was im Fall der Fälle, sprich bei einer Zerschlagung, passiert. Es betrifft ja eine ganze Region.“

Ortner hofft, dass es doch eine vernünftige Lösung geben wird. Laut Insolvenzverwalter gibt es auch die Möglichkeit, die Assets der Steirerfrucht zu verkaufen. "Interessenten gibt es ganz sicher, aber meiner Ansicht nach ist das das letzte Szenario", sagt Ortner. "Ich glaube nicht, dass wir auf den Liegenschaften sitzen bleiben." Die Liegenschaften sind an die Raiffeisen-Landesbank Steiermark verpfändet.

Große Probleme

„Für uns ist es eine Katastrophe, dass es unseren größten Vermarktungsbetrieb erwischt hat“, sagt Rupert Gsöls, Präsident des österreichischen Bundesobstverbandes und Obmann der steirischen Erwerbsobstbauern, zum KURIER. „Wir wissen schon länger, dass es nicht gut läuft. 2007 wurden Investitionen getätigt, die für eine höhere Auslastung des Betriebs vorgesehen waren. Dann sei die Weltwirtschaftskrise dazugekommen und später die Russland-Krise. Die Obstproduzenten seien in den vergangenen Jahren mit einem Spätfrost, dann mit einer gewaltigen Dürre und dann mit den Russland-Sanktionen konfrontiert worden, was dem Obstbau nicht gut getan habe.

„Die Steirerfrucht habe mit den Bauern nicht mehr die besten Preise zusammengebracht. Viele haben sich umorientiert und andere Absatzmärkte gesucht, um den einen oder anderen Cent mehr zu erlösen“, sagt Gsöls. „Steirerfrucht ist einer der drei größten Verpacker auch bei Bio-Ware. Verkauft hat die Ware aber „Von Herzen Biobauern" direkt. Unter anderem wird Billa beliefert. Die Abwicklung und Fakturierung habe die Steirerfrucht gemacht.

Klotz Steirerfrucht

„Ich hatte schon ein Gespräch mit der Raiffeisen-Landesbank“, sagt Gsöls. „Fakt ist auch, dass wir innerhalb der Obst-Gruppe momentan nicht geschlossen auftreten.“ Es gibt verschiedene Packhäuser, zum Teil private Vermarktungsorganisationen, die erfolgreich arbeiten und mit dem Klotz Steirerfrucht nichts zu tun haben wollen. „Die nötige Einheit, die wir bräuchten, haben wir nicht zusammengebracht“ sagt Gsöls. „Man hätte sehr viel Geld in die Hand nehmen müssen, um die Steirerfrucht zu kaufen.“ Das wäre nur gegangen, wenn der Rucksack der Altlasten nur sehr klein gewesen wäre, dass man ihn auch tragen hätte können.

„Die gelagerte Ware gehört nicht der Steirerfrucht, sondern der Obst Partner Steiermark, kurz OPST. Sie ist dort nur eingelagert“, sagt Gsöls. „Die Ware geht erst ab Sortierung zur Steirerfrucht über.“ Nachsatz: „Die Anlagen der Steirerfrucht sind für 40 bis 45.000 Tonnen ausgelegt, diese Ziele konnten in den vergangenen Jahren nicht erreicht werden." Es waren lediglich 25.000 bis 30.000 Tonnen. Gsöls: "Es gibt noch ganz viele Fragezeichen, wie es weitergeht."

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