Start frei für selbstfahrende Autos

Verkehrsminister Jörg Leichtfriedam Steuer eines mit Assistenzsystemen ausgerüsteten Autos.
Österreich stellt 20 Mio. Euro für automatisiertes Fahren bereit. Erste Tests gibt es heuer.

Etwas unsicher und steif wirkt Verkehrsminister Jörg Leichtfried, als er hinter das Steuer eines Autos gebeten wird. Auto fahren kann er, das ist nicht das Problem. Vielmehr liegt es daran, dass er auf dem ÖAMTC-Übungsgelände in Teesdorf/NÖ vor Journalisten automatisiertes Fahren demonstrieren soll. Zunächst lässt er einparken. Automatisch greift Leichtfried zum Lenkrad; erst auf Zuruf lässt er los, um zu demonstrieren, dass wirklich nicht er, sondern das Auto wie von Zauberhand einparkt. Die Parklücke ist für die Limousine entsprechend groß gehalten – die Einparkhilfe funktioniere auch bei normalen Lücken, wird versichert.

Als nächstes muss der Minister umsteigen – vom BMW in den Mercedes. Die Verantwortlichen beider Marken wollen der Öffentlichkeit zeigen, was ihre Autos drauf haben. Auch der Mercedes absolviert das selbstständige Einparken souverän. An den nächsten Stationen (u. a. automatisches Abbremsen vor einem Hindernis sowie Folgen des Vorderautos) wiederholt sich dieses Spiel.

Startschuss

Die Vorführungen auf dem Testgelände markieren den Startschuss für den Aktionsplan "Automatisiertes Fahren". Ziel sei es, diesem einen rechtlichen Rahmen zu geben und entsprechend zu fördern. Konkret stellt Leichtfrieds Ministerium 20 Millionen Euro zur Verfügung, die Hälfte davon für Laborstrecken. Mit den Investitionen der Unternehmen erhofft sich der Minister insgesamt 40 Mio. Euro für die Entwicklung des automatisierten Fahrens abseits bereits bestehender Förderungen im Rahmen anderer Programme.

"Die neue Technologie ist nur im Praxistest erlernbar", sagt Leichtfried. Bereits heuer soll es die ersten Tests auf Autobahnen geben, dazu ist eine Novelle des Kraftfahrzeuggesetzes unmittelbar vor Beschlussfassung. Im Herbst sollen die ersten entsprechenden Strecken feststehen. Der Aktionsplan, der vorerst bis 2018 läuft, umfasst auch begleitende Studien. "Nächste Woche wird ein Pflichtenheft für die Tests veröffentlicht", so Leichtfried. Die Fahrer müssten etwa speziell ausgebildet sein, eine Kaskoversicherung wird empfohlen.

Großes Potenzial

Leichtfried erwartet durch das automatisierte Fahren nicht nur mehr Sicherheit im Verkehr. Er sieht auch eine große Chance für Österreichs (Auto-)Industrie. Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung, rechnet mit ersten Umsätzen ab 2020. Im Vordergrund stünde die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen sowie mit der Straße und die Sensorik in den Fahrzeugen. Zudem gebe es auch im Lkw-Bereich Einsatzmöglichkeiten. Sinn mache die Umsetzung aber nur grenzüberschreitend.

Dass Österreich der Entwicklung anderer Länder, wo es bereits Testbetrieb gibt, hinterherfahre, glauben Kapsch und Leichtfried nicht. "Wir kommen rechtzeitig", versichern sie.www.austriatech.at Details zum Aktionsplan

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