Standortvergleich: Talfahrt gestoppt, viel Luft nach oben

Standortvergleich: Talfahrt gestoppt, viel Luft nach oben
IMD-Rangliste: Österreich von Platz 26 auf 24 geklettert – Osteuropäer holen rasch auf.

Nach dem jahrelangen Absturz bei vielen internationalen Standortvergleichen tut das gut: Österreich hat sich im Ranking 2016 des Instituts für Management (IMD) um zwei Ränge verbessert – von Platz 26 auf 24. Immerhin.

Wie ist Österreichs Abschneiden zu bewerten?

Überbewerten sollte man das Ergebnis nicht, denn Österreich stand 2007 kurz vor dem Sprung in die Top Ten (Rang 11). In den Jahren nach der Krise folgte ein dramatischer Abstieg. Dieser scheint nun zumindest gestoppt.

Wer erstellt die Rangliste? Wie kommt sie zustande?

Das IMD im Schweizer Lausanne ist eine private Wirtschaftshochschule, die seit 1989 analysiert, wie gut sich Länder im internationalen Wettbewerb behaupten. Aktuell umfasst das "Competitiveness Yearbook" 61 Länder. In die Liste flossen 137 harte Wirtschaftsdaten und 118 weiche (subjektive) Kriterien aus einer Umfrage unter weltweit 5480 Managern ein.

Wer hat sich 2016 besonders stark verbessert?

Österreich muss sich auf noch stärkere Konkurrenz seiner Nachbarn gefasst machen. "Die osteuropäischen Volkswirtschaften schneiden eindrucksvoll ab", kommentierte IMD-Professor Arturo Bris. Er sieht die Länder auf dem Sprung in die Top 20. Die Slowakei und Slowenien machten je sechs Plätze gut, die Tschechische Republik rückt Österreich mit Platz 27 bereits sehr nahe. Den größten Sprung vorwärts schafften Irland (+9 Plätze) und Niederlande (+7 Plätze). "Auch Schweden, Belgien, Spanien und Italien verbessern sich schrittweise", sagte Bris. Der Hauptfaktor sei dabei der effizientere öffentliche Sektor. In dieser Kategorie schafft Österreich nur Platz 35: viel Luft nach oben.

Wodurch konnte sich Österreich verbessern?

Positiv gewertet wurden die gelockerten Regeln für alternative Finanzierungen (Crowdfunding). Traditionelle Stärken Österreichs sind gut ausgebildete Arbeitskräfte und versierte Manager, stabile Exporte, der Tourismus, zuverlässige Institutionen und die Lebensqualität. Recht ordentlich wird die Infrastruktur bewertet. Geholfen haben auch bessere Wachstumsaussichten. Die scheinen sich fortzusetzen: Laut WIFO hat sich Österreichs Konjunktur überraschend beschleunigt. Die Wirtschaftsleistung stieg von Jänner bis März im Jahresabstand real um 1,1 Prozent (ohne Schalt- und Arbeitstage).

Wo hat Österreich laut IMD Aufholbedarf?

Gut, dass es Frankreich gibt – sonst läge Österreich bei den Steuern und Abgaben auf dem 61. und letzten Platz. Vor allem die hohen Sozialversicherungsbeiträge fallen ins Gewicht. Die Steuerreform ist freilich noch nicht berücksichtigt; sie könnte 2017 leichte Verbesserungen bringen. Neben den Steuern sind auch die Bürokratie und die schlechte Stimmung eine Last. Das schürt Abwanderungsgedanken und hemmt Investitionen.

Gibt es Kritik am Rankingmodus? Welche?

Ja, vor allem von Gewerkschaftsseite: Die Standortvergleiche des IMD, des Weltwirtschaftsforums oder der Weltbank orientierten sich nur an wirtschaftsliberalen Kriterien. Somit werde jede Lockerung der Arbeitnehmerrechte und -ansprüche als Verbesserung gewertet. Auch die Managerumfragen stoßen auf Widerspruch, weil sie nur Stimmungen, kein objektives Bild abbildeten.

Was ist das globale Bild der neuen IMD-Liste?

An der Spitze gab es einen Führungswechsel: Die USA traten die Poleposition an die chinesische Sonderwirtschaftszone Hongkong ab und wurden überdies von der Schweiz überholt. Ansonsten sticht ein Absacken asiatischer Länder ins Auge: Taiwan, Malaysia, Südkorea und Indonesien haben Plätze eingebüßt. Zentralchina (Platz 25) wurde sogar von Österreich überrundet. Schlusslicht ist Venezuela.

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