So leiden die Schweizer mit ihrem Franken

Teurer Höhenflug des Schweizer Franken: Die Eidgenossen müssen Milliarden im Kampf gegen die Aufwertung einsetzen. Bisher mit Erfolg, der Franken/Euro-Kurs ist bei 1,20 stabil.
Die Währungskrise der anderen Art: Die Schweizer Notenbank kämpft mit Milliardeneinsatz gegen den Höhenflug des Franken.

Je länger die Euro-Schuldenkrise andauert, desto kostspieliger wird es für die Schweizerische Nationalbank (SNB) für einen stabilen Franken/Euro-Kurs von 1,20 auf dem Devisenmarkt zu sorgen. Im Mai waren die Devisenreserven der SNB um 66 Milliarden Franken, im Juni um weitere 60 Milliarden Franken angestiegen, weil die Notenbank Devisen (Euro, Dollar, Yen) aufkauft und Franken verkauft. Das soll helfen, den Franken endlich stabil zu halten und ihn nicht weiter aufwerten zu lassen.

Unsummen müssen also eingesetzt werden, um vor allem die für das Land so wichtige Exportindustrie vor massiven Geschäftseinbrüchen zu schützen. Aber auch Schweizer Hoteliers stöhnen massiv unter der harten Währung, weil sie den Urlaub in der Schweiz kräftig verteuert hat. Umgekehrt freuen sich die Touristiker im Westen Österreichs über einen regen Zustrom schweizerischer Gäste. Und auch Lebensmittel werden seit dem Vorjahr sehr viel häufiger jenseits der Grenze, im plötzlich günstigeren Österreich erworben.

Enormer Druck

"Wir arbeiten, wir erzielen wunderbare Ergebnisse – und dann frisst sie der Schweizer Franken wieder auf", sagte Swatch-Präsidentin Nayla Hayek, bevor sich die SNB im Vorjahr gezwungen sah, die Märkte mit Franken zu fluten. Seither ist der Druck enorm, diese Interventionspolitik sogar noch zu verschärfen. Eine De-facto-Nullzinspolitik verfolgt die SNB bereits, um Kapital-Anlagen in der Schweiz nicht attraktiver zu machen. Neue Kapitalverkehrskontrollen oder Negativzinsen auf ausländische Guthaben stehen ebenfalls immer wieder zur Debatte, um den Fluch mit der Fluchtwährung Franken los zu werden.

Als der Euro Anfang 1999 als Buchgeld eingeführt wurde, wurde er noch für 1,60 Franken gehandelt. Bei der Euro-Bargeld-Einführung 2002 lag sein Wert zwischen 1,45 und 1,48 Franken. Nach vielen "Abstürzen" durch immer neue Euro-Sorgenkinder verfiel der Euro zum Franken auf fast die Parität von 1:1 im August 2011. Dann konnte die SNB nicht mehr anders und musste mit Milliarden einschreiten.

 

Zehntausende Jobs gefährdet

Zehntausende Jobs in der Metall- oder Textilindustrie standen auf dem Spiel, auch die Uhrenbranche stöhnte massiv. Dank des guten globalen Absatzes – etwa in China – konnten Weltkonzerne wie Swatch oder Lebensmittelgigant Nestlé ihre Währungsverluste bisher jedoch immer noch überkompensieren. Insgesamt schwach fallen heuer aber Konjunktur und Exportzuwächse aus. Während andere Länder jedoch auf Milliarden-Defiziten hocken, schreiben die Schweizer 2012 gerade mal ein Minus von umgerechnet 330 Millionen Euro.

Franken: Schon viele HöhenflügeTradition Am 7. Mai 1850 wurde der Franken eingeführt. In ihrer langen Geschichte erlebte die Schweizer Währung schon etliche massive Aufwertungen. Zur Fluchtwährung wurde der Franken insbesondere in der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre. In der jüngeren Vergangenheit vollzog der Franken einen Höhenflug rund um das Jahr 1991 und den Golfkrieg beziehungsweise nach den Terroranschlägen in den USA im September 2001. 2009/2010 begann die Schweizer Währung zum Euro stark aufzuwerten. Seit August des Vorjahres hält die Schweizer Notenbank den Kurs künstlich niedrig.

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