Reisen: Zwischen Südsee und Stornofall

Doch kein Abflug: In sechs von zehn Fällen werden Reiseversicherungen wegen Stornos schlagend.
Urlaubsströme verlagern sich. Die Versicherer reagieren mit Paketlösungen.

Die Krisenherde in klassischen Urlaubsdestinationen hinterlassen auch in der Versicherungsbranche ihre Spuren. "Im ersten Quartal gab es im Reiseversicherungsvolumen ein Minus von acht Prozent", sagt Christoph Heißenberger, Österreich-Geschäftsführer des Versicherers Allianz Global Assistance. Die Buchungen für den Sommer laufen nur schleppend an.

Heißenberger: "Wir merken das vor allem in Nordafrika und in der Türkei." In einer marketagent-Umfrage gaben beispielsweise 29 Prozent der 500 Befragten an, dass sie sich grundsätzlich für Ägypten interessieren würden, derzeit aber aus Sicherheitsgründen nicht hinfahren wollen. Grundsätzlich geht auch im Reisemarkt die Schere zwischen günstigen Angeboten und richtigen Luxusreisen mit Preisen jenseits der Marke von 6000 Euro auf, beobachtet Versicherungs-Chef Heißenberger.

Mit dem Auto an die Adria

Seitens der Reiseveranstalter ist zu hören, dass heuer viele lieber mit dem Auto an die Adria oder an einen heimischen See fahren, als in ein Flugzeug zu steigen. Aus Sicht der Versicherer ist das schlecht fürs Geschäft: Selbstfahrer schließen verhältnismäßig selten eine Reiseversicherung ab. Schon gar nicht, wenn sie im eigenen Land urlauben. Die am häufigsten gehörten Argumente für den Abschluss einer Versicherung sind die Kostenübernahme im Krankheitsfall (43 Prozent), gefolgt von Kostenübernahmen beim Rücktransport (23 Prozent) und dem Ersatz der Stornokosten (17 Prozent).

Die Statistik der tatsächlich abgewickelten Fälle sieht anders aus. Heißenberger: "Stornos machen 60 Prozent der Fälle aus, medizinische Schäden 25 Prozent." Freilich machen Letztere aber den großen Brocken der Zahlungen aus. Der teuerste Allianz-Fall 2015 betraf einen Kunden, der bei einer USA-Reise eine Herzattacke erlitt, operiert und rücktransportiert werden musste. Kosten: 530.000 Euro, sagt Heißenberger.

Fernreisende sind die Ausnahme

Nur etwa jeder zehnte Österreicher leistet sich tatsächlich einen Urlaub in Übersee, meint Freizeit- und Tourismusforscher Peter Zellmann. Der Trend geht klar in Richtung Kurzurlaub. Städtereisen boomen. Die Versicherungsbranche reagiert auf solche Trends mit Jahresversicherungen, die gleich für die ganze Familie abgeschlossen werden können. Die Allianz Global Assistance, nach der Europäischen Reiseversicherung in Österreich die Nummer zwei am Markt, hat in diesem Segment "seit Jahren zweistellige Zuwachsraten".

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