Privatkonkurs: Streit um Abschaffung der Mindestquote

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Die Schuldnerberatung will die Abschaffung, die Gläubigerschützer warnen davor.

Rund 300.000 Österreicher sind hoch verschuldet, mehr als ein Sechstel (52.269 Personen) davon hat im Vorjahr bei den Schuldnerberatungen Hilfe gesucht. Die Mehrheit der Privatschuldner (58 Prozent) sind Männer, sie haben im Schnitt 88.700 Euro Schulden. Bei Frauen ist der Schuldenstand mit 55.000 deutlich niedriger. Hauptursache für eine Überschuldung ist die Arbeitslosigkeit (siehe Grafik). Personen ohne Job stehen meist vor dem Problem, dass sie die Entschuldung über ein Privatkonkurs-Verfahren nicht finanzieren können. Denn sie müssen ihren Gläubigern in sieben Jahren zumindest zehn Prozent Quote zahlen. Viele haben weniger Geld als das Existenzminium (872 Euro) im Monat zur Verfügung.

Abschaffung der Mindestquote

Daher fordern die Schuldnerberatungen die Abschaffung der Mindestquote. "Wir versprechen uns davon, dass damit alle Schuldner die Möglichkeit erhalten, ein Schuldenregulierungsverfahren abzuschließen", sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen, zum KURIER. "Es ist volkswirtschaftlich unsinnig, dass die Leute auf ihren Schulden sitzen bleiben. Es macht keinen Sinn, jemanden, der sich redlich bemüht, und kein Strizzi ist, sieben Jahre zahlen zu lassen." Schafft der Schuldner etwa nur sieben Prozent Quote, bleibt er auf dem Schuldenberg sitzen. "Wenn jemand 100.000 Euro Schulden hat, so muss er sieben Jahre lang jeden Monat 100 Euro zahlen", erklärt Mitterlehner dem KURIER. "Klingt nicht viel, ist aber für eine alleinerziehende Mutter oder einen Mindestpensionisten sehr viel."

Heftiger Widerstand

Die Gläubigerschutzverbände stemmen sich gegen eine Abschaffung der Mindestquote. "Aus Gründen der Generalprävention braucht man die Mindestquote. Das Schuldenmachen soll nicht belohnt werden. Sie sollen sich nicht mit null Prozent herausschwindeln können", sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform. "Die Abschaffung würde alle Konsumenten treffen, die brav zahlen." Die Unternehmen würden diese Zahlungsausfälle in die Produkte einpreisen, sprich gewisse Produkte werden teurer. "Zehn Prozent Quote sind schon ein sehr niedriger Wert", sagt Weinhofer. "Das heißt, die Gläubiger verzichten auf 90 Prozent ihrer Forderungen." 70 Prozent der Privatkonkurse sind sogenannte Zahlungsplanverfahren. Die Schuldner bieten ihren Gläubigern meist zwischen zehn und zwölf Prozent Quote an.

Privatkonkurs: Streit um Abschaffung der Mindestquote

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