"Sicheres, kapitalgedecktes Pensionssystem ist Illusion"

Wenn die private Pension zu gering ist, ist Arbeiten wieder angesagt
Gouverneur Nowotny sieht in Niedrigzinsen wachsendes Problem für die private Pensionsvorsorge.

Zinsen, die um die Nulllinie pendeln, sind Gift für die private Pensionsvorsorge. Denn Sparen bringt auf längere Frist gesehen keinen Gewinn – im Gegenteil: Wird die Inflationsrate abgezogen, verliert das Angesparte sogar jährlich an Wert und zwar egal, ob am Sparbuch oder bei Lebensversicherungen.

Kein Wunder, dass die Niedrigzinsen ein zentrales Thema bei den Alpbacher Wirtschaftsgesprächen waren. Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny betonte, dass es vor allem der Bereich der Pensionsversicherungen sei, in dem die Niedrigzinsen zunehmend zum Problem würden. Denn die Versicherungen seien von Einkünften aus langfristigen Veranlagungen abhängig. Nowotny glaubt, dass der Aufbau eines kapitalgedeckten Pensionssystems unter der Annahme von Sicherheit und hohen Zinsen "von Anfang an eine Illusion" gewesen sei. "Ein modernes Umlagesystem ist wahrscheinlich immer leistungsfähiger", sagte er in Alpbach.

Die Wiener Städtische hingegen beruhigt. 2,5 Prozent Rendite werde heuer in der klassischen Lebensversicherung erwirtschaftet. Auch jene Kunden, die höhere Garantiezinsen hätten, bräuchten sich nicht zu sorgen. Sie könnten sicher sein, ihre Garantieverzinsung zu bekommen. "Wir halten die niedrigen Zinsen noch sehr sehr lange aus", sagte Wiener-Städtische-Sprecher Christian Kreuzer. Für alle, die eine neue Lebensversicherung abschließen wollen, wird aber für viel weniger garantiert. Spätestens Mitte 2017 fällt der von der Aufsicht zugelassene Höchstgarantiezins von derzeit 1,00 auf nur noch 0,5 Prozent.

Strafzinsen für Sparer?

Nowotny verteidigte in Alpbach die Zinspolitik der Notenbanken. Die Nullzinsen seien weder Irrsinn der Notenbanken noch Verschwörung, sondern eine Reaktion auf die wirtschaftliche Entwicklung. Und darauf müssten sich alle einstellen. "Schimpfen und Jammern nützt nicht", sagte er. Problematisch sind die Nullzinsen aber auch für die Banken. "Das hat einige tiefe Auswirkungen auf das Geschäftsmodell", gab Klaus Buchleitner, Chef der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, in Alpbach zu bedenken. Die Banken würden sich sehr schwertun, sozusagen Strafzinsen für Spareinlagen zu verrechnen. Da gebe es juristische Probleme.

Nowotny betonte, dass er gegen Negativzinsen für Sparer sei. Zum Thema Kredite verwies er auf die Schweiz. Dort ist klar geregelt, dass Kreditzinsen nicht unter null fallen dürfen. "Es wäre extrem gefährlich, wenn wir zu einem System kommen, wo ich bei den Nominalzinsen nicht ins Negative kommen darf, bei den Krediten aber schon", unterstrich er. Das wäre eine Perversion.

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