Neues Gehaltsschema vorerst gescheitert

Neues Gehaltsschema vorerst gescheitert
Bei den höheren Einstiegsgehältern sind die Forderungen der Gewerkschaft den Unternehmern zu teuer.

Das seit Jahren zwischen Arbeitgebern und der Angestelltengewerkschaft GPA verhandelte neue Gehaltsschema für rund 500.000 Handelsangestellte ist gescheitert. Anfang der Woche brachen die Verhandler die Gespräche vorerst ab.

Aus Gewerkschaftssicht sind unzumutbare Vorschläge der Arbeitgeber-Seite schuld daran. GPA-Verhandlerin Anita Palkovich: "Der Vorschlag der Arbeitgeber bedeutet für jeden zweiten Handelsangestellten eine Gehaltskürzung." Denn das neue Schema bringe zwar höhere Einstiegsgehälter und raschere Steigerungen zu Beginn der Berufslaufbahn. Davon hätten aber Mitarbeiter, die bereits in der Mitte des Berufslebens stünden, wenig. Sie hätten nichts von den höheren Einstiegsgehältern, seien beim Umstieg ins neue Schema aber früher als im alten System "ganz oben" angelangt. In den verbleibenden 20 Berufsjahren hätten sie dann keine Steigerungen mehr zu erwarten.

Späte Rentabilität

Die Arbeitgeber-Seite lässt dieses Argument nicht gelten. Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer: "Eine Gehaltskürzung kann es nicht geben, denn beim Umstieg kommen immer die neuen, höheren Gehälter zum Tragen." Es gebe im Unternehmer-Vorschlag viele Verbesserungen, die Gewerkschaft würde aber unrealistisch hohe finanzielle Forderungen für das neue Gehaltsschema stellen. Das würde zu einem Anstieg der Gehälter von 4,8 bis 18 Prozent führen. Buchmüller: "Für die Unternehmen hätte sich die Umstellung erst in den nächsten zehn Jahren gerechnet." Die Branche denke aber nicht in 10-Jahres-Intervallen, sondern in solchen von maximal 3 bis 5 Jahren.

Für die Beschäftigten hätte, rechnet Buchmüller vor, das neue Schema eine Reihe von – vor allem finanziellen – Vorteilen gebracht. So würde künftig das Mindestgehalt im 5. Berufsjahr 1730 Euro brutto monatlich ausmachen. Im derzeitigen Schema beträgt es 1523 Euro. Innerhalb der ersten fünf Berufsjahre sei das eine Steigerung um 13,6 Prozent. Die Mitarbeiter erhielten wesentlich früher als heute ein wesentlich höheres Gehalt. Außerdem gebe es im neuen Schema für Frauen – drei Viertel aller Handelsangestellten sind Frauen – die volle Anrechnung der Karenzzeiten für Mutterschaft bis zu sieben Jahren.

Streichung von Zuschlägen

Im Gegenzug wollten die Arbeitgeber allerdings – verlautet aus Gewerkschaftskreisen – etwa die Öffnungszeiten-Zuschläge am Samstagnachmittag streichen. Was die Gewerkschaft postwendend ablehnte.

Auf Ablehnung der Arbeitgebern stieß die GPA-Forderung nach einer Schlichtungsstelle, die strittige Umstufungen ins neue Schema entscheiden sollte. Dafür gebe es, so das WKO-Argument, Arbeits- und Sozialgerichte. Auch ein Verbot von Änderungskündigungen von Mitarbeitern, die durch eine höhere Einstufung dann mehr verdienen, lehnen die Arbeitgeber ab.

Wie es weitergeht, ist offen. Beide Seiten betonen, weiterhin verhandlungsbereit zu sein. Buchmüller: "Die überzogenen Forderungen der Gewerkschaft können sich die Unternehmen nicht leisten. Aber wir sind für jedes Gespräch offen." GPA-Verhandlerin Palkovich: "Wir sind schon sehr weit und sollten diese Reform ins Ziel bringen. Zu konstruktiven Gesprächen sind wir immer bereit."

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