Anlagebetrug: Gold und Silber um 1,7 Mio. verschwunden

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Insolvenzverwalter der Wiener Pleitefirma schaltet die Staatsanwaltschaft ein - 400 Privatanleger geschädigt.

Diese Pleite hat es in sich. Wenn Stephan Riel, einer der renommiertesten Insolvenzverwalter Österreichs (Alpine Bau), an die Gläubiger schreibt: „Ich übermittle diesen Erstbericht daher auch den Strafverfolgungsbehörden“, dann ist tatsächlich Feuer am Dach. Mehr noch: Eigentlich steht dann schon alles in Feuer und Flammen.

So ist es im Fall der Wiener Firma EC-Noble Metals GmbH. Über die Gesellschaft wurde am 21. April 2016 ein Insolvenzverfahren eröffnet. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER. Zwei Tage zuvor war der Geschäftsbetrieb eingestellt worden.

„Die geschäftliche Entwicklung hat sich in vergangener Zeit zum Nachteil der Kunden negativ entwickelt, sodass die Vermögenslage der Gesellschaft die Geschäftsführung zwingt, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu beantragen“, heißt es im Antrag lapidar. Doch diese diffuse Erklärung ist nur die eine Seite der Medaille. In Wahrheit besteht der Verdacht, dass ein groß angelegter Anlagebetrug EC-Noble Metals die Pleite ausgelöst hat.

Baunebengewerbe?

Laut Aktenlage ist Hermann P. Geschäftsführer der Pleite-Firma, Eigentümerin der Firma ist die Schweizer Gesellschaft European Capital Group AG mit der Firmenbuchnummer 300.3.016.448-1. Doch diese Gesellschaft existiert unter dieser Nummer im Schweizer Firmenbuch gar nicht. Unter dieser Nummer ist die ASB Fassaden AG mit Sitz in Dietikon eingetragen - ein Unternehmen, das laut Angaben des Masseverwalters Riel das Gewerbe des „Trockenbaus“ ausübt; also im Baunebengewerbe tätig ist. Zwei Mazedonier sind Verwaltungsrat und Geschäftsführer.

Eigentümer ehemaliger Pleitier?

Nach Darstellung des EC-Geschäftsführers ist ein gewisser Ergun S. mit Wohnsitz in der Slowakei als Eigentümer aufgetreten. Der wohnte früher in Pressbaum, NÖ, und war im Jahr 2010 in den Privatkonkurs geschlittert. Im Juni 2014 wurde dann ein sogenanntes Abschöpfungsverfahren eingeleitet und der Privatkonkurs aufgehoben. Indes ist Ergun S. in meherer Insolvenzen verwickelt gewesen. Selbst seine Privatstiftung C. wurde ein Fall für das Insolvenzgericht. Außerdem trug er noch andere Firmen zu Grabe. Darunter Gesellschaften, die angeblich in der Wiener Praterstraße 38 angesiedelt waren.

Zurück zur aktuellen Pleite. „Die EC-Noble Metals handelt angeblich mit Edelmetallen. Das stimmt aber auch nicht. Denn: Sie verklickerte ihren Kunden den Ankauf von Edelmetallen als „Sparform“. Das heißt: Privatanleger überweisen Erspartes an die EC-Noble Metals zum Ankauf von Gold und Silber.

Edelmetalle verschwunden

„Die Gesellschaft hat die Edelmetalle zum Tageswert des darauffolgenden Tages angekauft und für die Anleger verwahrt“, schreibt Insolvenzverwalter Riel in seinem Bericht. „Die Verwahrung sollte einerseits in der Schweiz bei der Firma BullionVault und andererseits in Wien bei der SAFE Wertfachvermietung GmbH erfolgen.“ Nachsatz: „Tatsächlich sind aber nach Mitteilung des Geschäftsführers keinerlei Edelmetalle vorhanden.

Nach Darstellung des Geschäftsführers fehlen rund 1,7 Millionen Euro, weil zu wenig eingekauft wurde bzw. Gelder an Schwesterunternehmen verliehen wurden.“ Rund 400 Privatanleger sind betroffen. Die Firma hat 1,715 Millionen Euro Schulden.

Dubioses Firmennetz

Die Aktiva werden zwar mit 880.000 Euro beziffert, doch davon entfallen 680.000 Euro auf eine Forderung gegenüber der Escorp Energie Solution GmbH; diese Forderung soll uneinbringlich sein. Weitere 120.000 Euro schuldet die Cocowee GmbH der EC-Noble Metals, aber diese Firma ist seit 23. April 2016 pleite. Sie vertrieb eine Kokosnuss-Getränk.

Fall für Ermittler

Dann gibt es angeblich noch Forderungen (60.000 Euro) gegenüber der Firma Fivelife. Dabei soll es sich um Provisionsvorschüsse handeln. Diese Gesellschaft ist eigentlich als 5iveLife AG im österreichischen Firmenbuch eingetragen und sollte auch im Schweizer Firmenbuch aufscheinen. Das tut sie aber nicht. Die EC-Noble-Metals-Pleite wird wohl die Staatsanwaltschaft Wien aufklären müssen.

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