Motorräder: KTM fährt Rekord-Gewinn ein

Motorräder: KTM fährt Rekord-Gewinn ein
Oberösterreichischer Konzern verkauft 88.531 Motorräder, der Gewinn stieg um fast 50 Prozent.

Das Geschäft des oberösterreichischen Motorrad-Herstellers KTM um Stefan Pierer brummt wie noch nie. Im ersten Halbjahr 2015 hat der Konzern mit Sitz in Mattighofen 88.531 Fahrzeuge verkauft. Das ist ein Plus von 25,6 Prozent. Den Umsatz konnte das Unternehmen um 25,5 Prozent auf 515,1 Millionen Euro zum Vergleichszeitraum des Vorjahres steigern. Das operative Betriebsergebnis (Ebit) konnte um fast 50 Prozent auf 50,3 Millionen Euro erhöht werden. Die Ebit-Marge beträgt 9,8 Prozent.

Die großen Renner unter den vielen KTM-Modellen sind die "1290 Super Adventure" und "Super Duke". Die neue "Adventure" befindet sich mit 20.998 Euro für große Reiseenduros im oberen Preissegment. Zum Vergleich: der All-Time-Renner aus Bayern, die BMW R 1200 GS Adventure kostet ab 19.550 Euro. Detail am Rande: KTM verkauft 97 Prozent der Zweiräder ins Ausland. „Es war generell eine sehr gute Stimmung für uns. Wir haben vor allem in Deutschland und in den USA besonders gut verkauft“, sagt KTM-Sprecher Viktor Sigl zum KURIER. “Es ist im ersten Halbjahr bei KTM traditionell so, dass wir mehr Straßen-Motorräder verkaufen, dabei ist der deutsche Markt sehr wichtig.“ Auch der Absatz auf den Emerging Markets habe sich gut entwickelt.

"Wir haben heuer bereits 300 neue Mitarbeiter aufgenommen und beschäftigen aktuell 2400 Mitarbeiter", sagt Sigl zum KURIER. "Wir haben massiv in den Standort Mattighofen investiert. Wir nehmen gerade ein neues Logistikzentrum in Betrieb.“ Nachsatz: „Das ist ein klares Bekenntnis zu unseren Standorten in Mattighofen und Munderfing.“

Moto Cross

Motorräder: KTM fährt Rekord-Gewinn ein
Zu KTM erwartet für das Geschäftsjahr 2015 eine weitere Steigerung sowohl bei Umsatz als auch Absatz. "Da wir eine neue Generation von Moto Cross-Motorrädern auf den Markt gebracht haben, gehen wir davon aus, dass wir im zweiten Halbjahr noch etwas darauf legen können", sagt Sigl.

Seit 2013 gehören auch die Husqvarna Motocycles zu KTM. Husqvarna trägt rund 20 Prozent zum Umsatz des KTM-Konzerns bei. Zum Vergleich: Der deutsche Konzern BMW hat im ersten Halbjahr 78.418 Motorräder verkauft und den Absatz um mehr als zehn Prozent gesteigert.

Erst vor zwei Jahren hat KTM mit der 1190 Adventure seine große Reiseenduro erneuert – wieso setzt man mit der 1290 Super Adventure nun noch eine Kirsche auf die Torte? Die Antwort ist klar: Dieses Segment boomt und sorgt mit Premiumpreisen für gute Margen in den Kassen der Hersteller. Da ist es durchaus sinnvoll, eine Modellreihe weiter aufzufächern.

Motorräder: KTM fährt Rekord-Gewinn ein

Die 1290 Super Adventure kommt auch deshalb gerade recht, weil man bei KTM durchaus erkannt hat, dass die 1190 Adventure für viele Tourenfahrer einige Defizite hat. Der Markenclaim "Ready to Race" macht die 1190 zur agilsten und stärksten Reiseenduro am Markt, aber in Sachen Komfort bestand Aufholbedarf.

Diesen Job erledigt nun die 1290 Super Adventure. Mit dem neuen, semi-aktiven elektronischen Fahrwerk bietet sie eine Spreizung an Setups, die faszinierend ist. Im Modus "Komfort" bügelt sie über die schlimmsten spanischen Holperstrecken, als würde man über eine neu asphaltierte Autobahn fahren. Street, Sport und Offroad sind weitere Möglichkeiten. Weil das Fahrwerk semi-aktiv ist, reagieren die Federelemente auch selbstständig und verhärten beispielsweise beim Anbremsen die Gabel, um ein Einnicken zu reduzieren.

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Zweiter großer Komfortbringer ist die neue Front mit großer Tourenscheibe, die per Handrad auch während der Fahrt leicht verstellbar ist. "Noch nie zuvor hat KTM in der Aerodynamik so einen Aufwand getrieben", erklärt Sebastian Sekira, Entwicklungsleiter für alle Straßenmodelle. Das Ergebnis ist mehr als vorzeigbar: Hochgefahren zählt die Scheibe zu den allerbesten am Markt.

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Um dem neuen Premium-Ambiente gerecht zu werden, hat KTM sogar den Motor getauscht. In der Super Adventure arbeitet der LC8 in der Hubraumversion der 1290 Super Duke. Gegenüber dem Naked Bike wurde allerdings die Schwungmasse der Kurbelwelle um zwei Kilo erhöht, auch der Zylinderkopf wurde überarbeitet. Das Ergebnis sind immer noch stolze 160 PS, aber vor allem ein noch kultivierterer Motorlauf. Schon knapp über Leerlaufdrehzahl sind mehr als 100 Newtonmeter präsent, 140 werden es bei bei 6750 Umdrehungen. Was das in der Praxis bedeutet, kann man sich leicht ausmalen: Es gibt Kraft in jeder Lebenslage und auf Befehl eine Performance, bei der man den Lenker lieber fester greift.

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Der kultivierte Motorlauf korrespondiert mit einem auf erstaunliche Leichtfüßigkeit ausgelegten Fahrwerk. Der massive 30-Liter-Tank und die Front mit der hohen Scheibe flößen ja gehörig Respekt ein; dieses Gefühl weicht schon nach wenigen Metern reiner Fahrfreude – Wechselkurven, Stop-and-go, enge Kehren auf Bergstraßen, alles läuft flüssig und geschmeidig von der Hand.

Teuer, aber edel

Mit einem Preis von 20.998 Euro erklimmt KTM freilich auch preislich den Großglockner. Der erste Schreck wird aber durch einen Blick in die Ausstattungsliste gemildert: Hier ist vieles serienmäßig an Bord, wofür man anderswo aufzahlen muss, etwa Griff- und Sitzheizung, Tempomat (erstmals bei KTM), Kurvenlicht oder das famose MSC (Motorcycle Stability Control) mit Kurven-ABS.

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