Moody's straft Großbritannien ab

Three spectators with union flag umbrellas wait in the stand after rain disrupted and stopped play during the first cricket test match between England and India at Lord's cricket ground in London July 21, 2011. REUTERS/Philip Brown (BRITAIN - Tags: SPORT CRICKET ENVIRONMENT)
Rating auf Aa1 gesenkt - die Begründung: langsames Wachstum und hohe Verschuldung.

Die Ratingagentur Moody's hat Großbritannien das Spitzenrating bei der Kreditwürdigkeit entzogen. Die Agentur senkte am Freitagabend angesichts der rasant steigenden Verschuldung die Bewertung um eine Stufe auf "Aa1" von zuvor "AAA".

Damit können neue Kredite für das Land potenziell teurer werden, weil Geldgeber einen höheren Risikoaufschlag verlangen könnten. Die USA und Frankreich haben im Zuge der Finanzkrise ihre "AAA"-Note bereits verloren. Allerdings hatte dies bei beiden Ländern keine größeren Auswirkungen auf die Kreditkosten. Österreich hingegen besitzt bei Moody's noch immer das Spitzenrating.

Trend

Auch die anderen beiden großen Ratingagenturen, Standard & Poors und Fitch, haben Großbritannien seit geraumer Zeit auf einem negativen Ausblick. Großbritannien steckt seit der Finanzkrise 2008 tief in der Schuldenfalle. Das Land ist nach internationalen Statistiken mit 86 Prozent des Bruttoinlandsproduktes verschuldet.

Moody's erklärte am Freitagabend nach US-Börsenschluss, die britische Rückstufung erfolge auch wegen der anhaltenden Schwäche bei den mittelfristigen Wachstumsperspektiven des Landes. Diese werde wohl auch noch einige Jahre hinziehen.

Ursachenforschung

Das liege an einer schwächeren Weltwirtschaft und den Folgen des Sparkurses von Regierung und Unternehmen. Gleichwohl mache die grundsätzlich vorhandene Wirtschaftskraft des Landes und ein politischer Wille eine finanzielle Konsolidierung in Großbritannien möglich.

Der Ausblick für das neue Rating "Aa1" sei jedenfalls stabil. Finanzminister George Osborne erklärte, die Herabstufung sei eine harsche Erinnerung daran, wie Ernst die Schuldenprobleme des Landes seien. Die neue Benotung werde die Entschiedenheit der Regierung verdoppeln, die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Rezession

Großbritannien steckte zuletzt von Ende 2011 bis zum zweiten Quartal 2012 in der Rezession. Im vergangenen Sommer gelang dank der Olympischen Spiele in London ein Plus. Doch danach machten dem Land Produktionsausfälle in der Industrie und eine geringere Öl-Förderung in der Nordsee zu schaffen. Eis und Kälte lähmen zudem Einzelhandel und Bau.

Für Verunsicherung sorgen auch die Reformwünsche von Premierminister David Cameron, der Rechte von Brüssel nach London zurückverlagern will und dabei auf Widerstand bei den anderen EU-Staats- und Regierungschefs stößt. Die britische Währung fiel im Zuge dieser Unsicherheit auf den niedrigsten Wert seit mehr als einem Jahr.

Die britische Regierung ist aber auf Wachstum angewiesen, um die Haushaltsziele zu erreichen. Zudem hatte sie angestrebt, das Top-Rating "AAA" zu behalten. 2015 wird in Großbritannien neu gewählt.

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