Miserable Noten für Telekom-Chef Plater

Telekom-General Alejandro Plater: Seltsamer Sinn für Humor
Der Boss erhielt die schlechteste Bewertung von allen Spitzenmanagern im ganzen Konzern.

Da war Jesper Smith etwas voreilig. Der Personalchef der Telekom Austria Group (TAG) verschickte kürzlich den "TAGisfaction Report" 2016 an die Spitzenmanager im Konzern. Smith dürfte allerdings das als vertraulich gekennzeichnete Papier vorher nicht allzu genau gelesen haben.

Das Ergebnis der ausführlichen Befragung, an der im Mai und Juni knapp 15.000 Mitarbeiter teilnahmen, ist für Konzernchef Alejandro Plater wenig schmeichelhaft. Der Holding-Boss und Statthalter des mexikanischen Mehrheitseigentümers America Movil schneidet fast durchgehend deutlich schlechter ab als der Rest der Manager. Der Report liegt dem KURIER vor.

Verglichen wurden die Holding, A1 (das Österreich-Geschäft und Kernstück des Telekom-Konzerns), die Tochtergesellschaften in Ost- und Südosteuropa und die Durchschnittswerte der gesamten Gruppe. Fast alle Ergebnisse der Holding sind rot eingefärbt. Heißt, die Holding liegt schlechter als die anderen Gesellschaften. Die Werte sind auch gegenüber 2014, damals war noch Hannes Ametsreiter die Nummer eins, gesunken.

Kundenorientierung

Besonders miserabel wird mit 50 Prozent die Kundenorientierung der Holding bewertet (Konzern-Durchschnitt 67 Prozent). Dass neue Produkte und Dienstleistungen auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt werden, sehen gar nur 44 Prozent der befragten Mitarbeiter für die Holding so. Eine derart miserable Kundenorientierung sollte bei den Eigentümern die Alarmglocken läuten lassen.

Nur 43 Prozent beurteilen in Bezug auf die Holding die Kommunikation als "offen und transparent", konzernweit liegt dieser Wert auch nur bei 54 Prozent. Lediglich 60 Prozent gaben an, ausreichend Ressourcen für die ordentliche Erledigung ihres Jobs zu haben. Und nur 44 Prozent erklärten für die Holding, Probleme würden so gelöst, dass sie nicht wieder passieren könnten.

Bei der effizienten Umsetzung der Wachstumsstrategie bekommt die Holding schwache 49 Prozent Zustimmung, nur 57 Prozent vertrauen der Geschäftsstrategie überhaupt. Mehr als 60 Prozent sehen außerdem keine Karriere-Chancen im Konzern.

Persönlicher Vergleich

Noch dürftiger wird Plater persönlich im direkten Vergleich der Konzern-CEOs bewertet. Für Kundenorientierung gibt’s nur 45 Prozent, die Kommunikation hat sich auf 54 Prozent verschlechtert. Anerkennung und Respekt gegenüber der Belegschaft liegen bei dürftigen 56 Prozent, das ist der niedrigste Wert im Konzern.

Zu den wenigen Lichtblicken: Besser als der Durchschnitt schneidet der Argentinier in Sachen Zusammenarbeit und Arbeitsumfeld ab. Immerhin: Einige CEOs in Osteuropa liegen in Sachen Engagement noch hinter Plater (75 Prozent).

Die Aufsichtsräte sollten, ist von Insidern zu hören, die Detailergebnisse nicht erhalten. Sondern lediglich eine grobe Zusammenfassung für die gesamte Gruppe.

Die neue Konzernsprecherin Barbara Grohs kommentiert das Ergebnis der Befragung als "insgesamt sehr gut. Vor allem das Vertrauen der Mitarbeiter in die Strategie und das Management ist sehr hoch". Die Werte seien im internationalen Vergleich gut.

Zum Abschneiden der Holding und von Plater persönlich will Grohs lieber nichts sagen. Da der Report vertraulich sei, könne man Details nicht kommentieren.

Die Befragung wurde von einem externen Berater durchgeführt. Um die Anonymität bei der Auswertung sicherzustellen. Die Mitarbeiter hätten daher sehr ehrlich geantwortet ...

Geht Plater?

Bei der Aufsichtsratssitzung der Holding am Freitag steht das Thema Vorstand nicht auf der Agenda. Die entscheidenden Gespräche zwischen der Abordnung aus Mexiko und Vertretern der österreichischen Eigentümer finden im Vorfeld statt. Plater ist wie berichtet nicht nur unternehmensintern stark unter Druck gekommen, sondern auch bei Investoren und der Politik.

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