Millionen-Pleite in der Modebranche

Textilhändler zero hat hierzulande 3,8 Millionen Euro Schulden, 1000 Jobs wackeln in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Diese Insolvenzanträge sind an Unübersichtlichkeit nicht mehr zu übertreffen. Die Firmen zero Retail GmbH und zero Franchise GmbH, beide haben ihren Sitz in Innsbruck, haben beim Landesgericht Innsbruck jeweils ein Konkursverfahren beantragt. Die Verfahren wurden heute, Mittwoch, auch eröffnet. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER.

Mutter seit 1. April pleite

Diese Unternehmen gehören zur deutschen zero International GmbH bzw. zero Holding GmbH & Co KG. Die Mutterfirma bzw. die Holding haben die beiden österreichischen Töchter in die Pleite mitgerissen. Denn über diese sind in Deutschland schon am 1. April 2016 Insolvenzverfahren eröffnet worden. Drei Jahre lang hatte das Modeunternehmen offenbar nur Verluste eingefahren. Mit der Pleite des Mutter-Konzerns waren auch die Garantien und die Patronatserklärungen, die den Österreich-Töchtern gewährt wurden, im Handumdrehen nicht einmal mehr das Papier wert, auf dem sie geschrieben worden sind.

Filiale Nummer 100

Das Unternehmen wurde in Deutschland im Jahr 1967 von Detlef Ruddat gegründet. Der Einzelhändler vertreibt Damenbekleidung, Schmuck und Schuhe. Der Markteintritt in Österreich erfolgte im Jahr 1996. Zwei Jahre später erfolgte eine Ausweitung des Franchisesystems auf ein „Shop-in-Shop“-Konzept. Seit 2001 ist zero auch auf dem Schweizer Markt vertreten. Schon ein Jahr später wurde der zero-Online-Shop im Internet eröffnet. Vor neun Jahren wurde die Filiale Nummer 100 im Berliner Einkaufszentrum Alexa am Alexanderplatz aus der Taufe gehoben.

Die Ursachen

"Die Insolvenzursachen liegen in gravierenden Veränderungen in der Modebranche, im zu hohen Wettbewerbsdruck und in Umsatzrückgängen", heißt es dazu im Insolvenzantrag. "Trotz intensiver Neustrukturierungsversuche gelang es nicht, den Umsatzrückgang und die Verluste einzudämmen."

Die zero Gruppe mit Stammsitz in Bremen beschäftigt insgesamt 1090 Mitarbeiter in Deutschland, Österreich und in der Schweiz und setzte 2014 rund 103 Millionen Euro um. Von beiden Insolvenzen in Innsbruck sind lediglich 55 Dienstnehmer betroffen. Die Aktiva betragen rund eine Million Euro, die Passiva rund 3,8 Millionen Euro. In Österreich unterhält zero zahlreiche Filialen: unter anderem in Telfs, Zell am See, Freistadt, Perg, Reutte, Gleisdorf, Feldbach, Krems, Korneuburg, Saalfelden, Korneuburg, Wörgl, Amstetten, Hartberg, Mistelbach, St. Johann, Wolfsberg, Gmunden, Oberndorf, Gmünd und Schwaz.

Zur zero international gehören nicht nur die Geschäfte in der Schweiz und in Österreich, sondern auch die zero Trading Limited in Hongkong.

Verluste ohne Ende

Die zero Frachise GmbH Österreich erzielte im Mai 2015 rund 2,49 Millionen Euro Umsatz, der Gewinn betrug magere 51.600 Euro. Die zero Retail GmbH Österreich erwirtschaftete im Mai 2015 rund 3,24 Millionen Euro Umsatz, der Jahresverlust betrug mehr als eine Million Euro. Auch die weiteren Bilanzkennzahlen für das gesamte Geschäftsjahr 2015 sprechen Bände. Das Eigenkapital ist stark negativ: Der Verlustvortrag betrug 1,387 Millionen, der Jahresfehlbetrag 1,007 Millionen Euro und der "nicht gedeckte Fehlbetrag" sogar 2,354 Millionen Euro. Dazu kommen noch 3,27 Millionen Euro Schulden bei verbundenen Unternehmen, also konzerninterne Verbindlichkeiten.

Mutterfirma bürgte

Die Aktiva der zero Retail bestehen angeblich aus der Geschäftsausstattung (fast 447.000 Euro), aus Waren-Vorräten (317.600 Euro) und aus einem Bankguthaben (314.800 Euro). Zumindest seit dem Jahr 2012 hat die zero Clothing GmbH & Co KG aus Bremen der Österreich-Tochter Forderungen gestundet. Im Jahr 2012 rund 622.000 Euro und im Jahr 2013 bereits 1,157 Millionen Euro.

Im Februar 2014 hat die zero Holding der Innbrucker Tochter-Firma mit einer Patronatserklärung unter die Arme gegriffen. Sie verpflichtete sich darin, die Österreich-Tochter "finanziell so auszustatten, dass sie stets in der Lage ist, ihren gegenwärtigen und künftigen Verpflichtungen gegenüber Dritten ( Lieferanten) fristgerecht nachzukommen". Diese Garantie war aber nur bis 30. Juni 2015 gültig.

Im Februar 2015 hat der Konzern aus Bremen die offenen Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen "als nachrangig" erklärt, um eine Überschuldung der Österreich-Tochter zu vermeiden.

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