Millionen-Pleite in der Druckerei-Branche

Wiener Gasthaus ist zum zweiten Mal pleite
Familienbetrieb hat mehr als zwölf Millionen Euro Schulden, 100 Jobs wackeln massiv.

Die österreichische Druckerei-Branche wird von einer Großpleite erschüttert. Über die "Druckerei Theiss GmbH" mit Sitz im Gewerbepark in St. Stefan im Lavanttal wurde heute am Landesgericht Klagenfurt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform, Barbara Wiesler-Hofer vom KSV1870 und der AKV dem KURIER.

Der Familienbetrieb wurde im Jahr 1975 gegründet und stellte zuletzt mit 78 Mitarbeitern Drucksachen, Bücher und Broschüren her. Mit weiteren 22 Mitarbeitern wurden sogenannte Aussetzungsverträge geschlossen. Diesen Mitarbeitern wurde zugleich die Wiedereinstellung zugesagt.

„In Hinblick auf die Insolvenzeröffnung und auf die notwenige Rationalisierung wurden diese 22 Mitarbeiter darüber informiert, dass die Wiedereinstellungszusagen nicht eingehalten werden können“, heißt es im Insolvenzantrag, der aus der renommierten Anwaltskanzlei Graf & Pitkowitz stammt.

Die Insolvenzursachen

Im 2014 ist die Druckproduktion bzw. die Betriebsleistung das vierte Jahr in Folge gesunken. 2014 betrug sie nur noch zehn Millionen Euro. Im Vorjahr sank der Umsatz um weitere drei Prozent. Die weitere Talfahrt konnte nicht gestoppt werden. „Trotz einer wiedererstarkten Betriebsleistung im Jahr 2015 auf mehr als elf Millionen Euro musste ein EbitDA, sprich ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, von minus 472.000 Euro verkraftet werden“, heißt es im Antrag. „Die Verluste der Jahre 2014 und 2015 zehrten das Eigenkapital auf, das betrug Ende 2015 minus 2,178 Millionen Euro.“

Theiss holte einen branchenerfahrenen Berater an Bord, der den Betrieb reorganisieren sollte. So werden „nur noch deckungsbeitragsstarke Aufträge angenommen, die Unternehmensorganisation wurde flach aufgestellt, die Hauptprozesse wurden auf die Buchfertigung konzentriert und der Mitarbeiterstand auf 78 Dienstnehmer reduziert“. Da aber zum Personal vor allem altgediente Mitarbeiter zählen, die unter das alte Abfertigungssystem fallen, konnten die Fixkosten nicht entsprechend dem Konzept reduziert werden. Die Fortbestehungsprognose war damit Makulatur.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten haben einen Buchwert in Höhe von 10,4 Millionen Euro und einen Liquidationswert in Höhe von 12,013 Millionen Euro, davon sind 7,118 Millionen Euro unbesichert. Auf Banken entfallen 5,264 Millionen Euro, auf den Miet-Kauf von Druckmaschinen 1,494 Millionen Euro, auf Lieferanten 1,207 Millionen Euro, und auf die Mitarbeiter 944.000 Euro. Bei der Finanz steht die Druckerei mit 299.000 Euro in der Kreide.

Das Vermögen

Die Aktiva haben einen Buchwert in Höhe von 8,442 Millionen Euro, aber nur einen Liquidationswert von 5,612 Millionen Euro. Da der Hauptteil des Vermögens verpfändet ist, bleibt unterm Strich lediglich ein freies Vermögen in Höhe von 716.900 Euro. Die Betriebsliegenschaften sind mit einem Höchstbetrag von 4,5 Millionen Euro an die Kärntner Sparkasse verpfändet.

Die Zukunft

Im Falle einer Zerschlagung des Betriebes würden die Gläubiger nur 7,9 Prozent Quote erhalten. Das Unternehmen bietet aber seinen Gläubigern 20 Prozent Quote innerhalb von zwei Jahren an. Die Druckerei soll fortgeführt werden, zugleich sollen die Personalkosten durch einen Mitarbeiterabbau deutlich gesenkt werden. Sollte die Factoring-Finanzierung weiter bestehen, könnte die Druckerei zumindest bis Anfang Juli über die Runden kommen.

Es wird eng

„Im Juli und August ergibt sich eine Unterdeckung des Liquiditätsbedarfes mit rund 210.000 Euro, der sich jedoch im Laufe des Verfahrens wieder reduzieren sollte“, heißt es im Antrag weiter. „Der Liquiditätsbedarf soll in Absprache mit dem Insolvenzverwalter entweder durch die Einräumung von Lieferantenkrediten geschlossen bzw. reduziert oder allenfalls aus einem Überschuss aus dem Factoring finanziert werden.“

Kommentare