Millionen-Pleite im Reifenhandel

Millionen-Pleite im Reifenhandel
Betrieb hat 17,6 Millionen Euro Schulden, 75 Jobs wackeln, aber ein Fortbetrieb ist geplant.

Dieser steirische Betrieb musste finanziell viel Gummi lassen. Die Reifen Ruhdorfer GmbH hat am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER. Den 277 Gläubigern werden 20 Prozent Quote geboten, berichten AKV und KSV1870. Von der Pleite betroffen sind 75 Mitarbeiter.

Das Familienunternehmen betreibt einen Groß- und Einzelhandel mit Reifen, Felgen und Autozubehör. Dazu kommen aber auch noch die Montage und die Servicierung. „Die Waren werden insbesondere aus Deutschland, Italien, den Niederlanden sowie aus China und der Republik Korea importiert“, heißt es im Insolvenzantrag aus der Feder der Kanzlei Scherbaum Seebacher.

Folgende Marken führt Ruhdorfer: Barum, Bridgestone, Continental, Debica, Dunlop, Firestone, Fulda, Goodyear, Hankook, Kleber, Kumho, Mabor, Michelin, Nokian, Pirelli, Sava, Semperit, Uniroyal, Vredestein und Yokohama.

Generell sei aber die Lage auf dem österreichischen Reifenmarkt sehr schwierig. Die heimischen Händler würden vom Winterreifengeschäft abhängig sein und von der relativen Nähe zu deutschen Reifenhändlern. Die milden Winter in den vergangenen zwei Jahren hätten dramatische Auswirkungen gehabt.

„In milden Wintern zieht die Nachfrage nach Winterreifen erst später im Jahr an“ heißt es im Antrag weiter. Die deutschen Händler deshalb hätten Angst gehabt, dass sie auf ihrer Waren sitzenbleiben. Dadurch hatten „plötzlich die Österreicher mit verbilligter Ware aus Deutschland zu kämpfen“. Umsatz und Marge wurden extrem negativ beeinflusst. „Diese Effekte führten bei Reifen Ruhdorfer vor allem im Geschäftsjahr 2015/16 zu einem erheblichen Verlust, der ausschließlich auch in ein negatives Eigenkapital mündete“, heißt es weiter.

Unregelmäßigkeiten?

Anfang 2016 trennte sich die Firma von einem externen Geschäftsführer und Ernest Ruhdorfer Junior übernahm die Geschäfte. „Im Zuge der Abschlussarbeiten für den Jahresabschluss 2015/16 (…) wurden schrittweise buchhalterische Unrichtigkeiten erkannt und es ergab sich Mitte April 2016 ein Verlust in Höhe von 1,2 Millionen Euro für das Jahr 2015/16“, wird im Antrag behauptet. „Die vollständige Aufarbeitung führte nunmehr zu einem Gesamtverlust in Höhe von 2,7 Millionen Euro.“ Die Geschäftsführung leitete Restrukturierungsmaßnahmen ein, aber mit den Hauptgläubigern konnte keine einvernehmliche Lösung erzielt werden.

Das Vermögen

Die Aktiva werden mit 11,555 Millionen Euro beziffert, davon entfallen drei Millionen Euro auf Betriebsliegenschaften, die an die Hausbank (Erste Bank) verpfändet sind; weitere 6,7 Millionen Euro entfallen auf das Warenlager und insgesamt 1,1 Millionen Euro entfallen auf Gegenforderungen aus Kreditverhältnissen von Banken.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden mit 17,607 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 11,4 Millionen Euro auf Lieferanten, die erhebliche Aussonderungsrechte auf gelieferten Waren haben; weitere 4,265 Millionen Euro entfallen auf Banken und 950.000 Euro auf die Dienstnehmer. Auch beim Finanzamt steht der Betrieb mit 825.000 Euro in der Kreide, bei der Krankenkasse nur mit 67.000 Euro.

Die Zukunft

Das Unternehmen soll fortgeführt und saniert werden. Dazu soll aber ein Partner, sprich ein Investor, an Bord geholt werden.

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